Samstag, 11. Mai 2013

11.05.2103 - Tallinn im Nebel

Heute haben Mark und ich einen kleinen Ausflug unternommen. Wir sind morgens Richtung  Citycenter aufgebrochen, um ein Fahrrad zu mieten. Bereits auf dem Vabaduse Väljak wurden wir aufgehalten. Denn der voll von Ständen, die Europa und die dazugehörigen Staaten repräsentieren, Spielen und einer Musikbühne. Mark und ich, neugierig wie wir sind, haben natürlich erst mal einen zarten Blick darauf geworfen und dann unsere jeweiligen Länder ausgespäht. Da habe ich dann schon einen Lachanfall bekommen, denn im Hintergrund standen einige deutsche Begriffe mit estnischer Übersetzung. Neben „Tere“ stand „Gutendag“…
Ich habe mal dezent darauf hingewiesen, dass das leider nicht korrekt ist, ein Grinsen und ein „Tja, Google Translator“ geerntet und dann kam der Kommentar von hinten: „Ach, bist du auch aus Deutschland?“ Da stand hinter mir ein Tourist aus Bayern in meinem Alter. Dem war der Schreibfehler nicht aufgefallen…

Als wir es dann endlich zum Fahrradverleih geschafft hatten, suchten wir uns zwei hübsche Mountainbikes aus, hinterließen Marks ID-Card (Was mich zu fröhlichen Überlegungen brachte, dass ich das Fahrrad jetzt mopsen kann, die aber nicht wissen, wer ich bin) und wollten aufbrechen. Meine Pedale eierte, also machte ich noch einen eleganten Kreis, tauschte das Fahrrad um und schwupps – waren wir auch schon am Hafen.

 Dort erwartete uns ein unheimlichen Phänomen, Nebel genannt, aber sehr besonderer. Denn wir konnten die Sonne sehen, aber nichts auf dem Boden, zeitweise fühlten wir uns dadurch völlig allein.  Unheimlich, vor allem, weil Mark dann auch das Geisterschiff auf dem Meer entdeckte…


Immer weiter in den Nebel hinein folgten wir der Straße und gelangten zu einem alten Kloster, dass wirklich eine Besichtigung wert ist. Das Dach fehlt zwar völlig, aber die Umgebung ist wirklich schön, wir haben dann auch zahlreiche Fotos gemacht, vor allem vom Frühling und dem Friedhof. 




Dann ging es weiter, immer noch durch den Nebel und der nächste Stopp war der Strand im Stadtteil Pirita. Mal wieder ein kleiner Exkurs in die estnische Sprache:  In Deutsch heißt es „Strand“, im Estnischen „rand“. Schon auffällig. Wenn man jetzt noch weiß, dass es bis vor etwa 150 Jahren keine Tageszeitung in Estland gab, keine lyrische Sprache und Deutsch in Estland die Schul- und Amtssprache war, dann macht dass sogar Sinn. Die Esten haben das deutsche Wort gehört, das „St“ fröhlich überhört und „rand“ in ihre Sprache übernommen. War ihnen vielleicht zu schwierig zu sprechen.

Danach wollten wir nur ein bisschen im Wald herumfahren, was in ernsthafte Arbeit ausartete. Das lag vor allem daran, dass wir unbewusst das Gelände gewählt haben, im dem die Einheimischen den Sport „crossbiking“ betreiben, Extremfahrradfahren im unwegsamen Gelände. Ja, das haben Mark und ich dann auch getan. Er hat mir hinterher quasi auf Knien gedankt, dass ich morgens auf Mountainbikes bestanden hatte.

Eine unspektakuläre Stunde und einem sowjetisch inspirierten Viertel später (Mark: „Oh, wie schön, Betonlandschaften!“), landeten wir an einem der wichtigsten Orte Tallinns, dem Lauluväljak. Das kann ich zwar übersetzen, aber wer mir zugelesen hat, weiß schon, was es heißt. Platz der Lieder. Der Platz, an dem die großen Sängerfeste alle fünf Jahre stattfinden, an dem alle wichtigen Events stattfinden und an dem die singende Revolution stattgefunden hat. 


Heute war dort natürlich kein solches Event, stattdessen wurden dort Modellflugzeuge und –autos getestet, die Autos fuhren rennen, Mark und ich wetteten ein wenig, welches gewinnt (ich hab verloren…), aber da es nur um Ehre und Spaß ging, braucht ihr euch keine Sorgen machen. 


Dann gaben wir unsere Räder ab, zahlten zusammen 14 Euro und ließen den Trip bei einer Pizza ausklingen.

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