Heute haben Mark und ich einen kleinen Ausflug unternommen.
Wir sind morgens Richtung Citycenter
aufgebrochen, um ein Fahrrad zu mieten. Bereits auf dem Vabaduse Väljak wurden
wir aufgehalten. Denn der voll von Ständen, die Europa und die dazugehörigen
Staaten repräsentieren, Spielen und einer Musikbühne. Mark und ich, neugierig
wie wir sind, haben natürlich erst mal einen zarten Blick darauf geworfen und
dann unsere jeweiligen Länder ausgespäht. Da habe ich dann schon einen
Lachanfall bekommen, denn im Hintergrund standen einige deutsche Begriffe mit
estnischer Übersetzung. Neben „Tere“ stand „Gutendag“…
Ich habe mal dezent darauf hingewiesen, dass das leider
nicht korrekt ist, ein Grinsen und ein „Tja, Google Translator“ geerntet und
dann kam der Kommentar von hinten: „Ach, bist du auch aus Deutschland?“ Da
stand hinter mir ein Tourist aus Bayern in meinem Alter. Dem war der Schreibfehler
nicht aufgefallen…
Als wir es dann endlich zum Fahrradverleih geschafft hatten,
suchten wir uns zwei hübsche Mountainbikes aus, hinterließen Marks ID-Card (Was
mich zu fröhlichen Überlegungen brachte, dass ich das Fahrrad jetzt mopsen
kann, die aber nicht wissen, wer ich bin) und wollten aufbrechen. Meine Pedale
eierte, also machte ich noch einen eleganten Kreis, tauschte das Fahrrad um und
schwupps – waren wir auch schon am Hafen.
Dort erwartete uns
ein unheimlichen Phänomen, Nebel genannt, aber sehr besonderer. Denn wir
konnten die Sonne sehen, aber nichts auf dem Boden, zeitweise fühlten wir uns
dadurch völlig allein. Unheimlich, vor
allem, weil Mark dann auch das Geisterschiff auf dem Meer entdeckte…
Immer weiter in den Nebel hinein folgten wir der Straße und
gelangten zu einem alten Kloster, dass wirklich eine Besichtigung wert ist. Das
Dach fehlt zwar völlig, aber die Umgebung ist wirklich schön, wir haben dann
auch zahlreiche Fotos gemacht, vor allem vom Frühling und dem Friedhof.
Dann ging es weiter, immer noch durch den Nebel und der nächste
Stopp war der Strand im Stadtteil Pirita. Mal wieder ein kleiner Exkurs in die
estnische Sprache: In Deutsch heißt es „Strand“,
im Estnischen „rand“. Schon auffällig. Wenn man jetzt noch weiß, dass es bis
vor etwa 150 Jahren keine Tageszeitung in Estland gab, keine lyrische Sprache
und Deutsch in Estland die Schul- und Amtssprache war, dann macht dass sogar
Sinn. Die Esten haben das deutsche Wort gehört, das „St“ fröhlich überhört und „rand“
in ihre Sprache übernommen. War ihnen vielleicht zu schwierig zu sprechen.
Danach wollten wir nur ein bisschen im Wald herumfahren, was
in ernsthafte Arbeit ausartete. Das lag vor allem daran, dass wir unbewusst das
Gelände gewählt haben, im dem die Einheimischen den Sport „crossbiking“
betreiben, Extremfahrradfahren im unwegsamen Gelände. Ja, das haben Mark und
ich dann auch getan. Er hat mir hinterher quasi auf Knien gedankt, dass ich
morgens auf Mountainbikes bestanden hatte.
Eine unspektakuläre Stunde und einem sowjetisch inspirierten
Viertel später (Mark: „Oh, wie schön, Betonlandschaften!“), landeten wir an
einem der wichtigsten Orte Tallinns, dem Lauluväljak. Das kann ich zwar
übersetzen, aber wer mir zugelesen hat, weiß schon, was es heißt. Platz der
Lieder. Der Platz, an dem die großen Sängerfeste alle fünf Jahre stattfinden,
an dem alle wichtigen Events stattfinden und an dem die singende Revolution
stattgefunden hat.
Heute war dort natürlich kein solches Event, stattdessen
wurden dort Modellflugzeuge und –autos getestet, die Autos fuhren rennen, Mark
und ich wetteten ein wenig, welches gewinnt (ich hab verloren…), aber da es nur
um Ehre und Spaß ging, braucht ihr euch keine Sorgen machen.
Dann gaben wir unsere Räder ab, zahlten zusammen 14 Euro und
ließen den Trip bei einer Pizza ausklingen.
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