Dienstag, 29. Januar 2013

29.01.2013 - Studienanfang in klein









Da geht man einmal ein bisschen raus um die Stadt und die Gegend zu erkunden, bewundert das nahegelegene Meer und was ist? Seit zwei Tagen komme ich nicht aus dem Bett weil ich einfach mal krank bin und mir an diesem wunderschönen kalten Sonntag eine dicke Erkältung eingefangen habe. Für die Studien macht das aber bisher nichts, da ich heute meine erste Spanisch und meine erste Estnischstunde hatte und morgen wieder, genau wie gestern, frei habe. Spanisch kennt man ja noch vom hören, aber Estnisch... ESTNISCH!

Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass es 14 Fälle hat, im Singular und im Plural, also pro Wort mal gepflegte 28 verschiedene Formen, die sich zum Teil nur durch die Betonung und den Sinnzusammenhang unterscheiden. Und der ganze Kram hat dann auch noch Vokale ohne Ende und jede Menge abstruser Kombinationen.

Ich schreib mal ein paar Worte auf, damit ihr wissen könnt was ich meine. Da wäre zum Beispiel:
öö = Nacht
jäätis= Eiscreme
und mein absoluter Favourit:

öötöö= Nachtschicht (mit laaaaaaangem „ö“, die ersten zwei in der Tonlage aufsteigend, etwa 3 Sekunden halten und dann mit dem „t“ wieder genauso lang auf die Ursprungstonlage runter.)


und dann hätten wir noch:
kuulilennuteetunneliluuk

Ich weiß nicht was es heißt, aber man kann es vorwärts und rückwärts lesen. Was für eine Sprache!
Aber sie ist sehr melodisch und unsere Dozentin liebt diese Sprache wirklich und ist sehr patriotisch. Daher war die Stunde auch echt lustig, weil sie uns immer davon überzeugen wollte, wie schön die Sprach ist.

Ach ja, als ich dann krank geworden war, wollte Ivana und ich uns Tee machen, nur leider hatten wir gelinde gesagt Probleme mit dem Wasserkochen. Nicht, dass die Platten nicht funktionieren würden, oh nein, nur das die Töpfe von vielen mehr oder minder begabten Studenten auf der Unterseite rund gekocht worden sind, sodass nur wenig vom Topfboden überhaupt die erhitzte Kochplatte berührt. Für einen normalen Tee sollte man daher etwa eine Stunde Zeit ansetzen. Also sind wir jetzt stolze Besitzer eines blauen Wasserkochers!! Ein anderer Student hat uns schon gesagt, dass wir auf den aufpassen sollen, weil die Dinge hier schneller Beine kriegen als man gucken kann. Seine Erklärung wie wir an einen Ofen kommen: Geht von Tür zu Tür und guckt rein, wenn da ein Ofen ist, dann stellt euch nett vor, sagt „Hi, nice to meet you!“ und am nächsten Tag wenn keiner da ist, einfach reingehen und mitnehmen. Ich bin noch nicht so überzeugt von dem System, aber an meinem ersten Tag hier kam auch ein Student in unsere Küche, sagte „Hi, nice to meet you“, nahm unseren Toaster und ging. Der Toaster wohnt jetzt zwei Türen weiter, hinter einer gelben. Meine Haustür ist übrigens blau.

Ebenfalls hinter einer blauen Haustür befindet sich die heutige Party des Abends: Ein Kochabend, von slowakischen ERASMUS-Studenten ausgerichtet. Dort wurde heute ein traditionelles Gericht gekocht, das aus Kartoffeln, Käse und Speck besteht und ähnlich wir Knöpfle hergstellt wird, ich denke eigentlich wird das durch ein Sieb oder ähnliches gestrichen. Aber Studenten, die nichts haben, werden kreativ…



Das obere ist übrigens Käse, ich brauchte auch einige Zeit, bis ich das erkannt habe :)


Samstag, 26. Januar 2013

26.01.2013 - Orientation Days

Irgendwer sagte heute zu mir, dass er sich so fühle, als wäre er schon einen Monat hier. Ganz falsch ist das nicht. Denn in den letzten 48 Stunden habe ich so viel gesehen, so viel getan und so viele Gesichter kennengelernt, dass ich die Namen dazu vergessen habe. ;) Jaja, ich war schon immer mehr der optisch orientierte Typ…

Angefangen hat es natürlich mit meiner Zimmernachbarin Ivana. Sie kommt aus der Slowakei und ist etwa so alt wie ich, wir haben beide einen sehr natürlichen Drang, das Einkaufen zu vergessen, da das nächste Geschäft etwas weiter weg ist. Weswegen wir heute Morgen schon ohne Brot aßen. Der sonstige Inhalt unseres Kühlschrankes: Käse, Milch, sehr kurios schmeckende Butter, Salami (nicht meine Idee!) und eine Tomate. Denn direkt am ersten Tag waren wir einkaufen und haben irgendwie alles Wichtige vergessen und das was wir haben wollten, haben wir nicht gefunden.  Oder übersehen, denn auch wenn sich hier manche Wörter ähneln, gibt es hier teilweise Wortungetüme, zu denen einem nichts mehr einfällt.  Zum Beispiel das Wort: nädalavahetus. Oder auch schön: „kiiresti“. Das bedeutet „schnell“, wenn man jemanden anfeuern möchte.   Und mir wollte jemand verklickern, Deutsch habe die längsten Worte!

Die Sprache aber klingt sehr melodisch, wenn sie gesprochen wird. Am ersten Nachmittag machten wir nämlich einen Rundgang durch die Innenstadt von Tallinn,  ließen uns von dem wunderschönen Ausblick am höchsten Punkt über Tallinn verzaubern. Da die Sonne grade unterging und hier schön Schnee liegt, war alles irgendwie mit Gold übergossen. Leider war es aber auch sehr kalt, sodass wir gezwungenermaßen in eine Bar einkehrten... Wir, das waren etwa 15 ERASMUS-Studenten aus aller Herren Länder. Und wie das so ist versuchten wir direkt unter Anleitung einer Estländerin die Speisekarte zu lesen... Am meisten Probleme haben Spanier und Franzosen, durch meiner Vorkenntnisse in Deutsch und Niederländisch wurde mir nach dem Vorlesen ein gewisses Talent bescheinigt.  Man nehme ein  niederländisches Wort,  füge willkürlich fünf Buchstaben pro Wort  hinzu, rühre das Ganze kräftig und lese es dann Deutsch, aber mit einer ungewohnten Betonung vor, et voilà – hat man Estnisch. 






Der folgende Absatz ist ganz besonders für Elli geschrieben, die nicht die einzige Studentin ist... Eigentlich wollte ich früh schlafen gehen am ersten Abend, aber die vierte Stock (der im Dritten ist, weil man hier kein Erdgeschoss kennt) outete sich schon am ersten Abend als der Partyflur.Alle Türen waren offen, überall wurde gelacht und getrunken und wir, meine Bettnachbarin Ivana und ich, haben mehrere Anläufe gebraucht, bis wir bei der Welcome-Party ankamen. Das lag an der zuvorkommenden Art von Erasmusstudenten aus aller Welt, die ihr Land und insbesondere die alkoholischen Erzeugnisse lieben. So kam ich in den Genuss von irgendetwas Durchsichtigem mit Apfel (Ungarn), ewas  süßem Goldenen (Polen) und vor allem etwas aus Bäumen (Slowakei). Nach Ivanas Gestikulation und dem Hinweis auf Weihnachten vermute ich Fichten.

Gestern fingen dann die Orientation Day an. Leicht bis mittelschwer übermüdet, lauschten wir den Präsentationen der einzelnen Organisatoren. Dabei sind Trips nach Südestand geplant, nach Lapland und nach St.Petersburg. Die Wochendenden sind also schon mal belegt...Wir haben sehr gute Sportmöglichkeiten hier, die Busse fahren sehr oft und die Uni ist sauber. Nur die Stühle sind unbequem.  Aber für alle, die eine Postkarte haben wollen: Her mit der Adresse, wie haben einen Blumenladen und eine Poststation in der Eingangshalle und drei verschiedene Mensen, bei denen es jeweils ein vegetarisches Gericht gibt. Ha!
 Aber stellte ich etwas entsetzt fest, dass die Faculty of social science nur am Wochenende arbeitet.  Meine ersten fünf Vorlesungen sind also nur Freitag, Samstag und Sonntag. Ach ja, aber die Faculty of Technology arbeitet von Montag bis Freitag. Da sind dann die anderen fünf Kurse.
Notiz an mich: Machen die das absichtlich??

Abends begann dann der Pub Crawl. Wir hatten eine Mannschaft mit 18 Personen, zwei Tutoren, eine Kamera, einen Stadtplan und Aufgaben, die wir erfüllen mussten. Bei der Gelegenheit lernte ich den Ausdruck „Point-Hunter“ kennen. Unschwer zu erraten, wer das war, oder? Ich habe einen Bodyshot hinter mir, die Barkeeperin überredet, ihren BH auszuziehen, etwa 20 Leute gefragt, ob sie ein Kondom haben („No, we have Sex without condom. We love each other.“), Jenga gespielt und einen Jelly shot „getrunken“.  Fremdworte bitte googlen oder DuckDuckgoen. ;) Aber ich hatte sehr viel Spaß dabei.

Am Ende des Abends hatten wir zwar noch zwei Tutoren, aber nur noch fünf Mitglieder (keiner weiß, wo die anderen verschwunden sind), keinen Stadtplan und keine Kamera mehr.  Bisschen Schwund ist immer...

Schlussendlich trafen wir aber dann die meisten in einer Bar wieder, wo wir uns selbst ausgiebig feierten und dann ein Taxi riefen, um zum Wohnheim zu gelangen. Dazu muss man wissen, das die TAXI-Mafia hier sehr ausgeprägt ist, man kann schnell das vierfache zahlen. Aber wir sind ja schlaue angeheiterte Studenten und mussten nur 5,68 Euro zu viert zahlen. 

Heute hatten wir dann Teil Zwei von den Orientation Days und machten eine Art Uni-Rallye um das Gebäude kennen zu lernen. Es ist mir zu groß. Immerhin sind hier 16.000 Studenten, das kenne ich von der Fontys  nicht. Für den Abend ist noch nichts geplant...

Ps: Man darf mir antworten:) Oder Mails schreiben:)

Donnerstag, 24. Januar 2013

24.01.2013 - Ankunft

Um viertel vor drei aufgestanden, geduscht, Auto gefahren, viermal hat das Handy geklingelt, bis ich dann endlich, endlich um viertel nach vier auf dem Flughafen in Düsseldorf aufgekreuzt bin um nach Tallinn zu fliegen!

Problem: Die Welt wollte mal wieder nicht so wie ich. Denn auch wenn andere nette Mitreisende da waren, liefen da lauter Menschen in bedruckten Tüten und mit Plakaten herum. Ein messerscharfe Analyse, die leider nicht von meinem übermüdeten Hirn stammte, ergab: die Security streikt.

Na toll. Und jetzt? Ein junger Manager in Anzug (so sah er jedenfalls aus), stellte sich vor eine weiße Tafel und meinte, um fünf Uhr würde ganz vielleicht eine Notbesetzung anfangen, dann würden ein paar Flüge auf diese Tafel geschrieben werden, die anderen fielen aus.
Bis viertel nach fünf blieb die Tafel leer, dann wurde die ersehnte Kombination „SK 620“ aufgeschrieben... Schwarz auf weiß stand es da: Wir dürfen fliegen!

In Rekordzeit gaben wir das Gepäck auf (Punktlandung auf 23kg), wurden kontrolliert, die einen mehr die anderen weniger... Jetzt weiß ich, dass man
a) keine knöchelhohen Schuhe tragen sollte
b) auf Socken verzichten sollte
c) jeder Zehnte zwangsläufig kontrolliert wird

Da sowohl a) als auch b) als auch c) auf mich zutrafen stand ich mit nackten Füßen in der Gegend herum, stelle mir bis jetzt die Frage was an Socken bitteschön piepsen kann und habe ein zerknittertes Wörterbuch. Macht aber nichts, die Knicke hätte ich auch selber hinbekommen.

Also machten wir drei, Frank, Lara und ich uns auf den Weg zum Gate. Kurz bevor der Flieger abfliegen sollte kam folgende Durchsage: „Sehr geehrte Damen und Herren, leider wurde gerade festgestellt, dass das Flugzeug einen Schaden hat. Die Reparatur wird etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen.“ Für uns ein Anlass, da ja wegen des Streiks auch kein Alternativflieger ging, in einem entzückenden und überteuerten Bistro ausgiebig zu frühstücken.

Nach etwa einer Stunde war das Flugzeug aber dann schon fertig, so dass wir zwar fliegen konnte, aber um unseren Anschluss in Kopenhagen bangten. Nach einigen atemberaubend schönen Eindrücken von Landschaften und Sonnenaufgang, die ich leider nicht festgehalten habe, weil ich sie gnadenlos verschlafen habe, landete das Flugzeug in Kopenhagen. Das ihr trotzdem ein Bild sehen könnt, verdankt ihr Lara.
Dort wurden wir von einem kleinen Mann empfangen, der ein hübsches Schild „Tallinn“ hochhielt. Uns drei kassierte er ein, und fuhr uns in einem knallorangenem Wagen erst zum Check-In, der keine zwei Minuten dauerte, und dann direkt zum Flugzeug. Vorzugsbehandlung. :) Der Flieger wartete auch noch auf uns. Das einzige, was ein bisschen, aber auch nur ein klein wenig Sorgen bereitete, waren die Aussagen der verschiedenen Mitarbeiter: „Möglicherweise schafft Ihr Gepäck es nicht rechtzeitig... Sie warten in Tallinn dann einfach darauf bis der nächste Flieger kommt“

Daher folgte nach einer sanften Landung in Tallinn ein banges Zittern am Gepäckband, ob die Koffer es geschafft hätten. Und tatsächlich- die Airline hatte sich selbst übertroffen! Daher konnten wir zeitig zum Studentenwohnheim geschafft werden, um dort sofort von netten in Beschlag genommen zu werden und durch Tallinn gejagt zu werden. Zugegebenermaßen eine sehr schöne Stadt, von der ich heute wohl noch einiges zu sehen bekomme, da die Studenten hier ein sehr lustiges Völkchen sind, die Müdigkeit nicht als Grund ansehen, die jeweiligen Landesspezialitäten nicht ausprobieren zu wollen...