Da geht man einmal ein bisschen raus um die Stadt und die
Gegend zu erkunden, bewundert das nahegelegene Meer und was ist? Seit zwei
Tagen komme ich nicht aus dem Bett weil ich einfach mal krank bin und mir an
diesem wunderschönen kalten Sonntag eine dicke Erkältung eingefangen habe. Für
die Studien macht das aber bisher nichts, da ich heute meine erste Spanisch und
meine erste Estnischstunde hatte und morgen wieder, genau wie gestern, frei habe. Spanisch kennt man ja noch vom hören, aber
Estnisch... ESTNISCH!
Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass es 14 Fälle hat, im
Singular und im Plural, also pro Wort mal gepflegte 28 verschiedene Formen, die
sich zum Teil nur durch die Betonung und den Sinnzusammenhang unterscheiden.
Und der ganze Kram hat dann auch noch Vokale ohne Ende und jede Menge abstruser
Kombinationen.
Ich schreib mal ein paar Worte auf, damit ihr wissen könnt
was ich meine. Da wäre zum Beispiel:
öö = Nacht
jäätis= Eiscreme
und mein absoluter Favourit:
öötöö= Nachtschicht (mit laaaaaaangem „ö“, die ersten zwei
in der Tonlage aufsteigend, etwa 3 Sekunden halten und dann mit dem „t“ wieder
genauso lang auf die Ursprungstonlage runter.)
und dann hätten wir noch:
kuulilennuteetunneliluuk
Ich weiß nicht was es heißt, aber man kann es vorwärts und
rückwärts lesen. Was für eine Sprache!
Aber sie ist sehr melodisch und unsere Dozentin liebt diese
Sprache wirklich und ist sehr patriotisch. Daher war die Stunde auch echt
lustig, weil sie uns immer davon überzeugen wollte, wie schön die Sprach ist.
Ach ja, als ich dann krank geworden war, wollte Ivana und
ich uns Tee machen, nur leider hatten wir gelinde gesagt Probleme mit dem
Wasserkochen. Nicht, dass die Platten nicht funktionieren würden, oh nein, nur
das die Töpfe von vielen mehr oder minder begabten Studenten auf der Unterseite
rund gekocht worden sind, sodass nur wenig vom Topfboden überhaupt die erhitzte
Kochplatte berührt. Für einen normalen Tee sollte man daher etwa eine Stunde
Zeit ansetzen. Also sind wir jetzt stolze Besitzer eines blauen Wasserkochers!!
Ein anderer Student hat uns schon gesagt, dass wir auf den aufpassen sollen,
weil die Dinge hier schneller Beine kriegen als man gucken kann. Seine
Erklärung wie wir an einen Ofen kommen: Geht von Tür zu Tür und guckt rein,
wenn da ein Ofen ist, dann stellt euch nett vor, sagt „Hi, nice to meet you!“
und am nächsten Tag wenn keiner da ist, einfach reingehen und mitnehmen. Ich
bin noch nicht so überzeugt von dem System, aber an meinem ersten Tag hier kam auch
ein Student in unsere Küche, sagte „Hi, nice to meet you“, nahm unseren Toaster
und ging. Der Toaster wohnt jetzt zwei Türen weiter, hinter einer gelben. Meine
Haustür ist übrigens blau.
Ebenfalls hinter einer blauen Haustür befindet sich die
heutige Party des Abends: Ein Kochabend, von slowakischen ERASMUS-Studenten
ausgerichtet. Dort wurde heute ein traditionelles Gericht gekocht, das aus
Kartoffeln, Käse und Speck besteht und ähnlich wir Knöpfle hergstellt wird, ich
denke eigentlich wird das durch ein Sieb oder ähnliches gestrichen. Aber
Studenten, die nichts haben, werden kreativ…
Das obere ist übrigens Käse, ich brauchte auch einige Zeit, bis ich das erkannt habe :)