Montag, 25. März 2013

25.03.2013 - International night und kleinere Dinge

Im Moment sitze ich auf dem Boden im fünften Stock und warte auf die fachmännische Grundreinigung unserer geliebten Wohnung. Mit mir zusammen sitzen hier ein Franzose, eine Österreicherin und zwei Tschechen. Wir diskutieren Spieltheorien und wärmen uns an der Heizung, auch wenn draußen durch einen starken Anstieg der Temperatur pünktlich zum Frühlingsanfang das Tauwetter ausgebrochen ist. Wir haben seit etwa einer Woche strahlenden Sonnenschein, teilweise freie Wege und man kann ohne Mütze und Handschuhe herumlaufen.Wahnsinn!
Hier mal ein Tallinn- Bild ohne Schnee...


Gestern war ich um 13.00 Uhr für eine Überraschungs-Geburtstagsparty eingeladen gewesen. Da ich sehr spät ins Bett gegangen war, war ich äußerst überrascht, dass ich gegen 9.00 Uhr, wie ein Blick auf meinen Wecker bestätigte, wieder wach war und mich taufrisch fühlte. Noch mehr wunderte ich mich allerdings, dass meine Mitbewohnerinnen bereits in der Küche saßen und am frühstücken waren, was eher ungewöhnlich ist, da sie meist erst gegen 12.00 Uhr aufstehen. Naja, vielleicht hatten sie was vor. Nach einer kurzen Plauderei warf ich meinen Laptop an.... und bekam einen Riesenschreck. Die Uhr zeigte bereits 13.13Uhr, mein Handy sagte mir dann das Selbe, was wohl bedeutete, dass mein Wecker falsch ging. Daraufhin beeilte ich mich sehr und schaffte es noch vor 14.00Uhr zur Party, um die Überraschung mitzuerleben. Und sehr leckeren Kuchen zu essen, finnische Sachertorte.

Überhaupt bekam ich diese Woche sehr gutes Essen, denn am Donnerstag Abend war die „International night“, bei der verschiedene Gruppen ihr Land vertreten konnten. Dabei wurde traditionelles Essen gekocht, Informationen über das entsprechende Land geliefert, eine Präsentation vorbereitet und traditionelle Spiele gespielt.
Vertreten waren zum Beispiel: Südkorea, Polen, Frankreich, Spanien, Italien, Finnland, Österreich...
Am besten gefallen haben mir die Spiele der Franzosen, das Essen der Italiener, die Präsentation der Südkoreaner und die Fröhlichkeit der Polen.
Wir planen schon die Teilnahme an der nächsten Nacht, als deutsches Team. Für Anregungen bezüglich typisch deutschem Essen, vorzugsweise etwas, was kalt gegessen werden kann, sind wir sehr dankbar. Bier ist schon geordert, hier gibt es ja kein vernünftiges. Also wird es direkt aus Deutschland importiert.



Außerdem habe ich mein geliebtes kleines grünes Yoshi gewaschen, was meine Mitbewohnerinnen sehr zu Lachen gereizt hat, da er für einige Stunden in unserem Waschbecken schwamm und danach auf der Heizungsstange saß um zu trocknen. Da dort auch unsere Handtücher aufbewahrt werden, hat Marilena ihn in unser Zimmer gebracht, wo er jetzt neben der Petersilie vor sich hin trocknet.


Außerdem haben Marilena und ich ein schönes Spiel entwickelt, basieren auf den „Motivations-Eiern“, die ich ihnen vor einigen Tagen mitgebracht habe (es handelt sich um Überraschungseier). Darin waren drei kleine Autos, ein Violettes, ein Blaues und ein Gelbes. Die werden so stark wie möglich über den Tisch geschossen und müssen aufgefangen werden. Also vollkommen sinnlos, aber lustig.

Mittwoch, 20. März 2013

20.03.2013 - Ernsthafte Studien

Ich habe seit letzter Woche ein sehr nützliches Übereinkommen mit einem Studenten von hier. Ich rede mit ihm Deutsch, er unterrichtet mich privat in Estnisch, und wir profitieren beide davon. Bisher habe ich ihn drei mal getroffen, morgen treffen wir uns wieder und dafür habe ich mir mal das Thema der letzten Stunde abgetippt. Es handelt sich, nachdem ich die regelmäßige Bildung des Präsens, Imperfekt und Perfekt gelernt habe, um die Auflistung der verschiedenen Fälle.

01. nimetav                       Kes? Mis?         Wer? Was?
02. omastav                      Kelle? Mille?      Welcher? Welches?
03. osastav                       Keda? Mida?     Wen? Was?
04. sisseütlev                     Kuhu?               Worein?
05. seesütlev                     Kus?                  Worin?
06. seestütlev                    Kust?                 Woraus?
07. alaleütlev                    Millele?               Worauf?
08. alalütlev                      Millel?                Wo?
09. alaltütlev                     Millelt?               Worunter?
10. saav Kelleks?             Milleks?              Jemand oder etwas werden
11. rajav Kelleni?              Milleni?              Etwas erreichen
12. olev Kellena?              Millena?             Als jemand oder etwas agieren
13. ilmaütlev Kelleta?        Milleta?             Ohne jemanden /etwas
14. kaasaütlev Kellega?    Millega?             Mit jemanden/ etwas

Alles klar?
Eigentlich ganz einfach, denn durch die Endung den Nomen werden einfach mal sämtliche Artikel und Präpositionen gespart. Auch ganze Satzkonstruktionen lasen sich so ausdrücken, besonders aufgefallen ist mir das im folgenden Satz:
„Ma viskasin palle hatuseni“
Ma = ich
viskasin = warf
palle = Ball
hatuseni = Dach
Ich warf den Ball auf das Dach.
Oder auch: Ich war den Ball so hoch, dass er das Dach erreichte.
Welcher Fall ist hier für Dach genutzt?

Schreiben kann ich viel, mein Satzkonstruktionen sind aber immer noch sehr beschränkt und bewegen sich auf dem Level von: Mulle meeldib resida ning lugema.

Doch genug von Estnisch... Wenden wir uns den ernsthaften Studien zu!
Ich habe hier ein Fach gewählt, dass „Intellectual property and competition law“ heißt, dass heute zum ersten mal stattfinden sollte. Tat es nicht, Fehler im Stundenplan. Stattdessen habe ich einer Vorlesung über Übernahmerechte von Firmen gelauscht und hinterher eine angeregte Diskussion mit der Dozentin hat, die ganz traurig war, als ich meinte, das wäre eine Ausnahme gewesen, ich würde nicht wiederkommen. Sie hat bestätigt, dass dieses Fach für angehende Designer sehr interessant sei, da es sich um internationales, nicht nur estnisches Recht handeln würde.

Außerdem hatte ich gestern die Gelegenheit, mein Spanisch zu beweisen. Ich kann eine Person, die neben mir steht, oberflächlich beschreiben, die Farben und Kleidung benennen, Charakterzüge benennen und die Person beschimpfen. Definitiv ein Fortschritt.

Im Moment riecht es in meiner Wohnung nach echt griechischem Tsatsiki. Die Zutaten dafür befanden sich im rechten oberen Fach unseres Küchenschrankes. Aufgrund der ungleichen Verteilung der Körpergrößen, unterbreitete ich Maria den Vorschlag, die Fächer zu tauschen. Der Vorschlag stieß auf Gegenliebe.
Das bringt mich im Übrigen auf den Gedanken, dass ich seit zwei Stunden versuche, einkaufen zu gehen. In meinem Kühlschrank befinden sich Ketchup, Eier, Käse und Licht. Nimmt man noch den Küchenschrank (Inhalt: Haferflocken, Zwiebeln, Zucker, Knoblauch und Gemüsebrühe) hinzu, merkt man schon, vor was für einem Problem ich stehe: -5°C und scharfer Wind.

Montag, 18. März 2013

18.03.2013 - Senf



Dieser Zettel zeigt schon, was wir loswerden wollten: Den Senf, den ich witzigerweise vor einigen Wochen gekauft habe und bisher kaum gegessen habe, weil das Probeessen mit viel Milch und heftigem Atmen endete. Heute kamen meine Mitbewohnerinnen dann ganz stolz vom Einkaufen heim...

Ich habe mal nicht so viel gesagt, die haben sich Sandwichs gemacht und ich hatte schimpfende Griechinnen hier. Jetzt haben wir genau genommen also zwei Tuben zu verlosen. Die erste ging an Guillaume, mal schauen an wen die zweite Tube geht...

Sonntag, 17. März 2013

17.03.2013 - Besondere Abende

Ich habe eine Beschwerde von meinem Herrn Papa erhalten, dass der Winter bei euch in Saksamaa jetzt zuschlägt. Hier also eine spezielle Notiz an dich, Vaddern:
Schau dir die folgenden Bilder an und friere noch ein bisschen mehr vor dich hin, bei dem ersten Foto sieht man mich wie ich im Schnee stehe... mit durchgestreckten Beinen im übrigen. Nachdem ich in den Schnee gesprungen bin, um einen Poabdruck zu machen. Den ich nicht fotografieren konnte, weil ich immer tiefer eingesunken bin und dann nicht mehr aufstehen konnte. 



Die letzten Abende hier waren sehr besonderer Natur.
Freitag ist ja in der Regel der letzte Tag der Uniwoche (für alle im Academic hostel außer für Frank und mich), daher ist Freitag Abend immer eine gute Stimmung und ein gemütliches Beisammensein. Nach unglaublicher Inkompetenz meiner Dozentin, bei welcher ich das Fach am Samstag haben sollte und die die Aufgabe erst Donnerstag Nachmittag hochgeladen hatte, ärgerte ich mich zuerst mal einige Stunden des Abends mit einem kritischen Report über ein sinnloses Thema, besiegte es, wollte es hochladen --- und stellte fest, dass die Deadline erst für morgen ausgeschrieben war!

Frustriert über eine Verschwendung des schönen Freitag Abends gesellte ich mich zu Marilena, Maria und Vasia, sowie Antoine und Flavio (Franzosen) in die Küche und bekam umgehend einen Ist-doch-alles-nicht-so-schlimm-Drink serviert. Zu meinem Entzücken holte Antoine dann seine Gitarre hervor und stellte uns damit vor ein kulturelles Problem: Welche Lieder kennen sowohl Griechen als auch Franzosen als auch Deutsche?

Wir fanden ein paar, ich habe jetzt ein paar griechische Lieder gehört, wobei mir besonders das über den Schutzengel gefallen hat. Sagt jedenfalls Marilena.
Bis weit nach drei Uhr sangen wir, unter anderem natürlich auch Klassiker wie „Lemon tree“ oder das „Haleluja“ von Leonard Cohen. An dieser Stelle eine Notiz an mein Schwesterchen und meinen Freund: Die finden es schön, wenn ich singe und wollen mich nicht zum Schweigen bringen.
Nachbarn können wir ja nicht stören, denn die waren noch viel lauter als wir oder wahlweise an unserer Lagerfeuerstimmung beteiligt. Die haben wir übrigens aus Rücksicht auf den Rauchmelder nur mit einigen Teelichtern erzeugt.



Gestern Abend habe ich mit einer Polin, einem Ungar, einem Franzosen und einem Griechen über folgendes Thema diskutiert: Ist es in deren Land möglich, einen Zug zu mieten?
Ich glaube nicht, dass das in Deutschland geht, hier meine Frage an den einzig wahren Zugexperten, in der Hoffnung, dass er meinen Blog liest: Kann man das in Deutschland?
Wir haben nämlich gestern eine Party in einer gemieteten Straßenbahn gefeiert, die eine Stunde lang alle Strecken der Innenstadt abgefahren ist. Es ist schon ganz schön lustig, wenn man sich in einer Straßenbahn anfängt häuslich einzurichten und an den Haltestellen schön winken kann, wenn Leute nicht einsteigen dürfen. Nur einmal wurden wir kurz unterbrochen, als die Polizei unsere Bahn anhielt, um diese merkwürdige Anhäufung von Studenten zu kontrollieren.


Montag, 11. März 2013

11.03.2013 - Trip to Lapland

Am Donnerstag ging es mit Tram, Trolleybus und Füßen zum Terminal A. Dort bestiegen wir eine Fähre, auf der ich wieder mal feststellte, dass ich nicht so richtig seetauglich bin. Hatte ich fast vergessen. Nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang in Tallinn und einer zweieinhalbstündigen Fahrt auf dem Schiff, wartete in Helsinki ein knallgelber Bus auf 51 Studenten. Über Nacht ging es dann zum ersten Zwischenstop, dem „Santa Claus Village“. Leicht verschlafen stiegen wir morgens um acht aus dem Bus und hatten den ersten Schock: -15°C!

Zufälligerweise hatte ich eine wunderschöne rote Schneehose im Gepäck, die ich in den folgenden Tagen nicht mehr ausgezogen habe. Und sowohl Frank als auch ich haben uns vorher entsprechende Mützen besorgt, Frank eine aus Lammfell, ich die vegetarische Variante aus Kunstfell und Polyester. Daher konnten wir den Aufenthalt im Village gut genießen und dem echten und einzig wahren Weihnachtsmann die Hand schütteln. 

Danach fuhr unser Bus in Richtung Kuusamo, wo unsere Unterkunft war. In der Schule dort nahmen wir dann ein schmackhaftes Mittagessen ein und gingen Schlitten fahren. Durchgefroren wie wir waren, taten wir das, was richtige Finnen tun: wir nahmen ein Bad....



Nach dem Bad machte auch der ein oder andere Schneeball nichts mehr aus, da der See an den meisten Stellen zugefroren und um die 4°C warm war. Der Schnee hatte putzige -10°C oder -15°C. 



Außentemperatur halt. Die Haut fühlt sich danach an, als würde ein hinterhältiger Mensch mit kleinen Nadeln überall auf den Körper einstechen, bis man sich dem Lieblingssport der Finnen widmet: dem Besuch der Sauna. Daher waren wir dann auch warm, bis wir den einstündigen Fußmarsch heim begannen, bei dem wir Teile der Gruppe verloren, die erst am Ende des Abendessens auftauchten. Bisschen Schwund ist immer.

Am nächsten Tag hielt das Programm tolle Dinge für uns bereit. Ich bin nicht nur stolzer Besitzer eines „Rentier-Führerscheins“, der mir bescheinigt, unter Einsatz größter mentaler und körperlicher Stärke und unter den widrigsten Umständen ein Rentier führen zu können, sondern kann auch von mir behaupten, dass ich auf einem Huskyschlitten durch die Gegend gereist bin. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, die Hunde sind schnell und stark, und wollen laufen, das hat man gesehen. Der kalte Wind peitscht einem ins Gesicht Wir haben eine Huskyfarm mit über 200 Hunden besucht, was Frank unglaublich glücklich gemacht hat. Außerdem haben wir im Schnee „Hot dogs“ gegrillt und gegessen (die Ironie fällt mir grade erst auf...). Auch an uns Vegetarier wurde in Form von Sojawürstchen gedacht.




Nach dem Besichtigen einiger Orte der Gegend und dem erneuten Schlittenfahren auf den Skihängen in Kussamo kamen wir abends zurück zur Unterkunft. Einige wenige, darunter ich, erfreuten sich erneut an einer Sauna und einem Schwimmbad. Danach kehrten wir heim und sangen Lieder zu dem Gitarrenspiel eines anderen Studenten. Später setzten wir die Gesänge dann in einer finnischen Karaokebar fort.

Am Sonntag dann schliefen wir lange, um dann den Nationalpark bei Kuusamo zu besuchen. Dort wanderten wir durch einzigartige Natur, da dort sowohl die arktischen, als auch die südlicheren Pflanzen von Finnland wachsen. Dort grillten wir wieder im Schnee, was sehr kalt ist und machten schöne Landschaftsaufnahmen.




Danach ging es nach einer kurzen Shoppingtour auf die nächtliche Heimreise, bei der auch wieder Kreativität in puncto verrenken und Schlafposition finden gefragt war. Montag um 11.30Uhr nahmen wir dann die Fähre nach Tallinn, wo ich an Bord meine Estnischkenntnisse etwas aufpolierte, denn dort wurde Bingo gespielt... Ich habe mir ein Ticket geholt und dann die estnischen Zahlen geübt, aber sehr zu Erheiterung meiner Tischnachbarn immer nur knapp nichts gewonnen.

Zurück zu Hause wartete ein leerer Kühlschrank auf mich und meine Mitbewohnerinnen, sodass ich einen Einkauf plante. Wir beschlossen heute alle zusammen Lasagne zu machen, was wir mit viel Musik und Spaß auch taten. Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass die Form für vier Leute viel zu klein ist und machten zwei. Die zweite Ladung verbrannte aufgrund einer angeregten Kommunikation mit den Inhabern des Ofens. Außerdem vermissten wir eine unserer vier Gabeln. Dieser Mangel wurde durch zwei offenstehende Türen auf dem vierten Flur hervorragend ausgeglichen, jetzt haben wir fünf.

Mittwoch, 6. März 2013

06.03.2013 - Zusammenleben

Ein Erlebnis der besonderen Art: Drei Franzosen, drei Griechen und eine Deutsche versuchen in Tallinn zu später Stunde Pizza zu bestellen. Bis zu der Bestellung der Pizzen lief alles glatt, danach begann es kompliziert zu werden. Denn dann ging es an die Adresse: Akadeemia tee üksteist.
Wir alle dachten, die Adresse ist hinreichend bekannt, zumal sich das Lieferunternehmen nicht weit weg befindet, aber nein – mit einem französischen Akzent und auf Englisch scheint das ein echtes Problem zu sein. Auch der griechische Akzent war nicht besser und ich hatte aufgrund einer Erkältung leider keine Stimme. Die Lieferzeit sollte dann eine Stunde betragen, nach eineinhalb Stunden kam sie dann auch und war kalt, aber so schlimm war das nicht, wir hatten ja Spaß.



Außerdem habe ich eine Postkarte bekommen! Jasmin ist die Erste, die mir eine zurückgeschickt hat, jetzt steht sie bei mir auf der Fensterbank und ich freue mich über herzliche Grüße aus Straelen. Wenn für mich Post kommt, dann wissen es immer schon 10 Studenten vor mir und informieren mich, da dann mein Name auf einer Tafel unten an der Rezeption steht, wo jeder seinen Schlüssel abgibt, wenn er rausgeht. Alles Klatschtanten hier!

Dieses System hat auch ein paar Nachteile, zumindest, wenn man es so macht, wie meine Mitbewohnerinnen und ich. Wir schließen nur die Wohnungstür ab, nicht aber die einzelnen Zimmertüren. Weil die meist zusammen unterwegs sind, haben sie den A- Schlüssel, ich den B-Schlüssel. Wenn ich aber im Haus unterwegs bin, vergesse ich den Schlüssel schon mal...
Was dann zur Folge hat, dass ich vor verschlossener Türe stehe, wenn ich wieder da bin. Es macht keinen Spaß, alle Treppen runter zu klettern, Schlüssel zu holen, wieder rauf zu gehen, aufschließen, meinen Schlüssel suchen, runtergehen, den A-Schlüssel wieder abgeben, und wieder zurück in den fünften Stock. Wer braucht schon ein Sportcenter?



Ich habe mir heute ein Kissen und eine Decke gekauft, um im Bus gut zu schlafen, an dieser Stelle freue ich mich, dass ich so viel Erfahrung mit dem Schlafen im Bus habe. Meine Mitbewohnerinnen haben schon angemeldet, dass wir das Kissen und die Decke danach als Sofa in der Küche umfunktionieren. Ich kann mir das aber noch nicht so ganz vorstellen, da wir nicht so viel Platz haben, aber ich bin zuversichtlich.



Insgesamt funktioniert das Zusammenleben sehr gut, als ich krank war, haben sie mir Essen gekocht und mit mir geschimpft, dass ich nicht gesagt habe, dass ich Fieber hatte (war ja nicht viel) und vor allem Marilena hat mich immer ermahnt viel Tee zu trinken. Ich hab dann immer nur „Yes, Mum!“ gesagt, dann hat sie gelacht. Sie meinte nur, man sollte es ausnutzen, wenn man krank ist. Okay, weiß ich für das nächste Mal. Und ich bin gewarnt!
Außerdem kann man sich im Gegensatz zu den anderen Wohnungen nicht beschweren, weil unser Geschirr fast immer gespült ist und eine gewisse Grundsauberkeit gehalten wird... Meistens. Nach Vasias Geburtstag war die Küche ein Schlachtfeld. Dafür kriege ich aber auch jeden Tag irgendeine leckere Mahlzeit mit Fleisch angeboten, die ich regelmäßig ablehne. Warum auch immer.

Dienstag, 5. März 2013

03.03.2013 - Die Wochentage

Am Freitag habe ich mit Weronika die verschiedenen Läden in der Innenstadt erkundet und habe mir ein paar Kleidungsstücke gekauft. Jetzt habe ich zwei bunte Wollkleider, ein schwarzes Ausgehkleid und damit ich da auch nicht mehr reinpasse, sind wir auch essen gegangen. Wir hatten sehr viel Spaß an dem Tag und worauf ich sehr stolz bin: Weronika hat sich mit anderen über gutes Englisch unterhalten und da meinten die anderen, dass sie versuchen wollen, so gut wie ich zu sprechen, weil man angeblich kaum einen Akzent bei mir hört. Juhuuuu!!

Am Freitag Abend haben wir hier in der Wohnung und später im Club Vasias Geburtstag gefeiert. Durch die ganzen Flaschen, die andere Studenten hier gelassen haben, sieht unser Schrank jetzt so aus, als wären wir vier hier hemmungslose Säufer, auch wenn davon so gut wie nichts auf unser Konto geht. Außerdem gab es Sachertorte und jede Menge Chips, bis wir dann gut gelaunt und laut singend mit dem letzten Bus in Richtung Stadtcenter aufgebrochen sind. Dort sind wir dann in den Club Privé gegangen, der nicht mein Favourit ist. Die Musik ist zu laut, man wartet vor der Tür, obwohl der Club leer ist, weil der Club sich selbst als Eliteclub sieht. Außerdem muss man auf der Gästeliste stehen.

Generell ist mir hier schon aufgefallen, dass in den Clubs sehr viel Security herum läuft. Daher bin ich auch schon Zeuge einer Barschlägerei geworden, die immerhin 10 Sekunden und ungefähr zwei Schläge gedauert hab, bis zwei breitschultrige, 1,95-große Typen auf den beiden Schlägern saßen, die daraufhin umgehend hinaus eskortiert wurden.

Außerdem habe ich durch den estnischen Kalender, der bei uns in der Küche hängt zwar bereits die Wochentage gelernt, aber in der letzten Estnisch-Stunde bekamen wir noch die exakten Übersetzungen dazu.
Da hätten wir „esmaspäev“, was wörtlich übersetzt „der erste Tag der Woche“ bedeutet. Dementsprechend geht es dann „teisipäev“, was „der zweite Tag der Woche“ heißt. Und so weiter.
Schön finde ich den pühapäev, der Sonntag, der hier „Ferientag“ heißt. Aber Geschäfte haben auch Sonntags offen, da das hier eines der am wenigsten religiösen Länder der Welt ist.

Außerdem habe ich mal wieder ein wunderschönes Wort aufgetan: „entsüklopeedia “ Was das heißt, solltet ihr selber wissen, aber diese Schreibweise lässt mich sehr an dem Sinn und hat der Vertrauenswürdigkeit des Werkes zweifeln.

Von Donnerstag bis Montag werdet ihr alle definitiv nichts von mir hören, ich werde keine Mails beantworten, keine Telefonanrufe entgegen nehmen, weil ich nach Lapland fahre!
Zu Beginn des Semesters habe ich mich dafür registriert, am liebsten würde ich auch nach Sankt Petersburg fahren. Das muss ich mir allerdings noch mal überlegen, auch wenn nur noch Plätze für den dritten Trip frei sind. Das würde Ende April sein und mich definitiv auch interessieren. Als estnischer Staatsbürger bekäme ich aber auch privat recht schnell.
Und für alle, die es wissen wollen: Ich werde den Wohnort von Santa Claus sehen, das „Santa Claus Village“. Und den echten Weihnachtsmann!