Ein Erlebnis der besonderen Art: Drei Franzosen, drei Griechen und
eine Deutsche versuchen in Tallinn zu später Stunde Pizza zu
bestellen. Bis zu der Bestellung der Pizzen lief alles glatt, danach
begann es kompliziert zu werden. Denn dann ging es an die Adresse:
Akadeemia tee üksteist.
Wir alle dachten, die Adresse ist hinreichend bekannt, zumal sich
das Lieferunternehmen nicht weit weg befindet, aber nein – mit
einem französischen Akzent und auf Englisch scheint das ein echtes
Problem zu sein. Auch der griechische Akzent war nicht besser und ich
hatte aufgrund einer Erkältung leider keine Stimme. Die Lieferzeit
sollte dann eine Stunde betragen, nach eineinhalb Stunden kam sie
dann auch und war kalt, aber so schlimm war das nicht, wir hatten ja
Spaß.
Außerdem habe ich eine Postkarte bekommen! Jasmin ist die Erste,
die mir eine zurückgeschickt hat, jetzt steht sie bei mir auf der
Fensterbank und ich freue mich über herzliche Grüße aus Straelen.
Wenn für mich Post kommt, dann wissen es immer schon 10 Studenten
vor mir und informieren mich, da dann mein Name auf einer Tafel unten
an der Rezeption steht, wo jeder seinen Schlüssel abgibt, wenn er
rausgeht. Alles Klatschtanten hier!
Dieses System hat auch ein paar Nachteile, zumindest, wenn man es
so macht, wie meine Mitbewohnerinnen und ich. Wir schließen nur die
Wohnungstür ab, nicht aber die einzelnen Zimmertüren. Weil die
meist zusammen unterwegs sind, haben sie den A- Schlüssel, ich den
B-Schlüssel. Wenn ich aber im Haus unterwegs bin, vergesse ich den
Schlüssel schon mal...
Was dann zur Folge hat, dass ich vor verschlossener Türe stehe,
wenn ich wieder da bin. Es macht keinen Spaß, alle Treppen runter zu
klettern, Schlüssel zu holen, wieder rauf zu gehen, aufschließen,
meinen Schlüssel suchen, runtergehen, den A-Schlüssel wieder
abgeben, und wieder zurück in den fünften Stock. Wer braucht schon
ein Sportcenter?
Ich habe mir heute ein Kissen und eine Decke gekauft, um im Bus
gut zu schlafen, an dieser Stelle freue ich mich, dass ich so viel
Erfahrung mit dem Schlafen im Bus habe. Meine Mitbewohnerinnen haben
schon angemeldet, dass wir das Kissen und die Decke danach als Sofa
in der Küche umfunktionieren. Ich kann mir das aber noch nicht so
ganz vorstellen, da wir nicht so viel Platz haben, aber ich bin
zuversichtlich.
Insgesamt funktioniert das Zusammenleben sehr gut, als ich krank
war, haben sie mir Essen gekocht und mit mir geschimpft, dass ich
nicht gesagt habe, dass ich Fieber hatte (war ja nicht viel) und vor
allem Marilena hat mich immer ermahnt viel Tee zu trinken. Ich hab
dann immer nur „Yes, Mum!“ gesagt, dann hat sie gelacht. Sie
meinte nur, man sollte es ausnutzen, wenn man krank ist. Okay, weiß
ich für das nächste Mal. Und ich bin gewarnt!
Außerdem kann man sich im Gegensatz zu den anderen Wohnungen
nicht beschweren, weil unser Geschirr fast immer gespült ist und
eine gewisse Grundsauberkeit gehalten wird... Meistens. Nach Vasias
Geburtstag war die Küche ein Schlachtfeld. Dafür kriege ich aber auch jeden Tag irgendeine leckere Mahlzeit
mit Fleisch angeboten, die ich regelmäßig ablehne. Warum auch
immer.
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