Freitag, 21. Juni 2013

21.06.2013 - Statistik

Nachdem wir uns heute in der Altstadt einen schönen Tag gemacht und für morgen ein Museumsbesuch angesetzt haben, plante das Leben mal wieder anders als wir. Denn als Greg seinen Handyvertrag kündigen wollte (bis zum nächsten Werktag) bekam er als Antwort, dass Montag Feiertag sei. SCHOCK!

Hier waren Geschäfte eigentlich nie geschlossen, warum dann ausgerechnet an dem Tag, an dem wir was machen müssen? Bleibt ja nur, den Koffer heute zu packen und ihn morgen wegzuschicken, da Sonntag auch Feiertag ist.

Was das für mich bedeutet? Ich muss mich zwei Tage früher damit beschäftigen zu packen, ich muss die nächsten Tage mit sehr wenig auskommen und auch ohne Laptop leben. Daher wird dieser Eintrag vermutlich der Letzte sein, den ich hier aus Estland schreibe. Etwas nostalgisch bin ich schon, bin ich schon die letzten Tage, ich besuche die Orte, die mir hier viel bedeuten, ich suche noch neue Orte auf und gehe viel spazieren. Kurz: Ich genieße die letzten Tage...

Ich freue mich, dass ich im Laufe des Semesters so viele Leser hatte!
Im Moment sind es genau 1844 Klicks, das macht bei bisherigen 149 Tagen in Estland knapp 12,4 Klicks pro Tag, der Rekord lag bei 42 Klicks an einem Tag (Gestern).
Ich hatte Leser aus Deutschland (natürlich die Mehrheit), aus Russland, aus Estland, aus den USA, in den Niederlanden, in der Ukraine und in Indonesien. Wer auch immer die Letzteren sind...
Mit dem heutigen Post werde ich auf 52 Einträge kommen, mit denen ich euch alle an meinen Erfahrungen hier habe teilhaben lassen, so gut es ging.
Die Rückmeldungen, die ich immer vor allem aus Deutschland bekam, haben mich jedes mal motiviert weiter zu schreiben, nicht zuletzt auch für mich, denn immerhin kann ich so immer exakt nachlesen, wann ich was gemacht habe. Die kleineren Aktivitäten natürlich leider nicht... Aber so viel Zeit hatte ich hier ja auch nicht, ich musste mich ja um die kleineren Katastrophen (angezündete Küche...) und die größeren (Uni, Spaß und Freunde) kümmern.
Danke, dass ihr so treue Leser wart!

Bis demnächst in Person!

Mittwoch, 19. Juni 2013

19.06.2013 - griechischer Abgang

 

Kurz bevor meine Mitbewohnerinnen das Land verlassen haben, hat der Himmel hier geweint. Das ging so weit, dass ich nachts im Hellen aufgestanden bin und das Fenster zugeschlossen habe, weil die vorbeifahrenden Autos, die durch die Pfützen gerauscht sind, unmögliche Geräusche gemacht haben. Ich glaube, Tallinn hat genauso getrauert wie wir. Und mal so zur Orientierung: Nachts um drei in Tallinn... 


Außerdem hat es eine Möwe gewagt unser Fenster zu bescheißen (naja, wenigstens nicht uns), was Marilena auf unkonventionelle aber logische Art und Weise zu beseitigen versuchte. Zur Info: Es hat nichts genutzt.


Am Montag, dem eigentlichen Tag dann war strahlender Sonnenschein, warm und Marilena, Maria und Vasia sind durch die Wohnung getobt und haben noch mal eben 5 Koffer, 3 Reisetaschen und 4 „Handtaschen“ (Größer als mein Rucksack) befüllt. Laut Erinnerung sollte der Flug um 17.20Uhr Nachmittags gehen, um vier Uhr sollte das Taxi das Hostel verlassen. Ich hatte zwar schon Zweifel angemeldet, dass wir vier Mädels und die Koffer passen, aber Griechen probieren das ja einfach mal aus. Also wurde um 16.05Uhr das Taxi angerufen, dass dann um 16.15 Uhr kam, in dass dann drei Koffer, zwei Handtaschen,zwei Mädels und eine Reisetasche verladen wurde und Marilena rief für uns das zweite Taxi. Das kam um 16.27Uhr, um 16.44Uhr kamen wir dann am Flughafen an. Dort wurde dann festgestellt, dass der Flug um 17.10Uhr gehen sollte... Das gab dann den ersten Tadel der netten Dame, dass man bitte pünktlich da sein sollte. Aber für Pünktlichkeit sind Griechen nicht so bekannt und aus monatelanger Erfahrung kann ich sagen: Vor allem die drei nicht!

Dann wurde festgestellt, dass sie - oh wunder!- viel zu viel Gepäck bei sich haben, aber nur Vasia musste für drei Koffer und über 50kg zahlen. Mit 104 Euro war das dann noch fast ein Schnäppchen. Marilena hatte ihren Koffer durch Heimsendung eines Koffers mit 20kg auf putzige 21kg gebracht, ihr Handgepäck enthielt aber schon 11kg. Der Deal war dann zwei Kilo in den Koffer umzuwälzen. Logistisch war das ein Problem, da ich in der Wohnung schon gesehen hatte, dass der Koffer sich nur unter Einsatz ihres vollen Körpergewichts schließen lässt. Auf dem Flughafen hampelten dann Marilena und ich auf dem Koffer rum, während Frank den Reißverschluss mit vielen Worten und Kraft überzeugen konnte.

Um 17.05Uhr hatte alle drei es durch die Sicherheitskontrolle geschafft und winkten ein letztes mal. Irgendwie war das ein passender Abgang...

Sonntag, 16. Juni 2013

17.06.2013 - Achtung Internet!



Heute mal ein Beitrag zu den typisch estnischen Straßenschildern. So begegnete mir unter anderem dieses wunderschöne Schild in Narva, der Sinn war klar, aber einmal mehr gefiel mir die estnische Sprache als Deutsche hervorragend und brachte mich zu lachen. 


Außerdem ein Schild, dass ich zwar häufig sehe, aber selten so schön in Kombination mit anderen Schildern: Das Internetzeichen! Hiermit wird die Verfügbarkeit von kostenlosem Internet angezeigt,  was hier nahezu an jeder Bushaltestelle, Einkaufszentrum und öffentlichen Einrichtung zu finden ist.  



Außerdem gefällt mir auch das Schild, dass vor Eichhörnchen warnt. Warum es das gibt, konnte mir bisher keiner Erklären, aber das macht nichts weiter, denn allein die Existenz ist ein Witz. Gesehen habe ich die bisher nur einige Male vom Bus aus und war leider nicht schnell genug mit dem Fotografieren.

Donnerstag, 13. Juni 2013

13.06.2013 - little roadtrip



Gestern war ein sehr langer Tag. Morgens verließ Greg die Wohnung, um das Auto abzuholen und sammelte uns und später noch zwei ungarische Mädchen ein. Dann verließen wir Tallinn in östlicher Richtung. Der Plan beinhaltete mehrere Zwischenstationen, bis wir dann am Ende in Narva, der östlichsten Stadt Estlands, direkt an der russischen Grenze landeten.

Doch bis wir dort waren, warteten noch unglaubliche Plätze Estlands auf uns.
Zuerst fuhren wir zu einem alten Herrenhaus, von denen es hier unglaublich viele gibt. Mit insgesamt 21 Zimmern (Herrenzimmer, Damenzimmer, Kinderzimmer, kleiner Salon, großer Salon, blauer Salon Empfangssaal, Dienerzimmer, etc.) war das ganze doch recht beeindruckend und dadurch, dass ein Plan mit Beschreibungen in deutscher Sprache vorhanden war, fiel es mir zu, den anderen die entsprechenden Infos zu übersetzen. Amüsiert haben wir uns vor allem über die örtlichen Sagen, oder sagen wir Geschichten. Das Haus war in Herren- und Damenhäfte eingeteilt. Wenn also der Hausherr sein eheliches Recht einfordern wollte, musste er das gesamte Haus durchqueren. Die Vorschrift besagte dann, dass er seine Schlafmütze auf das Bett der Frau werfen musste. Warf die Dame des Hauses diese zu ihm zurück, musste er sich wieder zurückziehen. Durfte die Mütze bleiben, dufte auch er bleiben. (Es stand relativ genau so in dem Führer)
Ein wenig unglaubwürdiger war die Geschichte, dass der Hausherr zum Geburtstag seiner Frau einen See über Nacht im Garten hat graben lassen. Zu diesem Zwecke hatte er die Hufe der Pferde mit Tüchern umwickeln lassen, damit sie ihn Ruhe schlafen kann. Der See ist 6m tief und etwa 70 breit, für eine Nacht fanden wir das etwas viel. Wie auch immer, er hat die Form eines Unendlichkeitszeichens, mit der der Hausherr seiner Gattin seine unendliche Liebe ausdrücken wollte.


Außerdem gingen wir in das angrenzende Holzmuseum und waren mit viel Ernst bei der Sache...




Danach ging die Fahrt weiter an das andere Ende von Lahemaa. Dort besichtigten wir eine alte Verteidigungsfestung am östlichsten Punkt von Lahemaa, wie immer direkt am Meer. Inzwischen sind nur noch Ruinen vorhanden, aber an einem so idyllischen Punkt gelegen, dass wir beschlossen, dort unsere Brote zu verspeisen. Die Festung war verwinkelt, mit viel Unkraut umgeben und ein perfekter Klettergarten, der leider auch zur Folge hatte, dass mein Knie jetzt blau ist und Treppen steigen eher schmerzt. Ziemlich blöd, wenn man im fünften Stock wohnt. 


Nach diesem wunderschönen Ort fuhren wir weiter nach Rakvere, um dort eine andere Festung zu besichtigen. Irgendwie war es der Tag der Schlösser und Burgen... Da diese leider vom Eintritt her unser Budget überschritt, wanderten wir außen herum, genossen die Aussicht und trafen einige Ziegen. Dann machte wir uns auf den Weg ins Stadtcenter (kaum drin ist man wieder draußen) und wanderten ein wenig herum. Da Rakvere außer der Burg nicht viel zu bieten hat, dauerte das nicht allzu lange. Erschwerend kam auch hinzu, dass wir hier von einem Regenguss überrascht wurden.

Die letzte Etappe führte uns dann nach Narva. Hier geriet Greg ein wenig aus der Fassung, da die Stadt so miserabel beschildert ist, dass wir das Stadtcenter nicht auf Anhieb finden konnten. Dafür aber eine wunderschöne rote russisch-orthodoxe Kirche. Also stellten wir irgendwann das Auto weg und gingen zu Fuß. Da stoßen wir – wer hätte es gedacht – auf eine Festung, die unmittelbar neben dem Grenzübergang zu Russland liegt. Vorbei an der langen Schlange Menschen, die nach Russland wollten, an dem eingezäunten Gebiet und einer Baustelle gingen wir dorthin- und schauten von der Festung aus über den Fluss auf Russland. Das war schon irgendwie lustig. Denn auf der anderen Seite war ebenfalls eine Festung.



Dann spazierten wir noch ein wenig herum, schauten uns noch das Rathaus und andere interessante Stellen an und fuhren am Abend wieder zurück. Als wir an Rakvere vorbeifuhren, regnete es...


Dienstag, 11. Juni 2013

12.06.2013 - Aasgeier

Gestern waren wir im Tallinner Zoo. Wir, das heißt: Greg, Frank und ich. Denn das Hostel leert sich zusehends, gestern morgen hat sich Matej verabschiedet, dann zwei polnische Mädchen vom 4. Stock und am Nachmittag meine direkten Nachbarinnen. Es ist ja nur natürlich, dass jetzt alle gehen, nur weiß man das ja auch vorher...

Denn Frank und Greg haben die Lebensmittel von den einzelnen Wohnungen erhalten und sind damit jetzt stolze Besitzer von 5 (!!!) großen Tüten Fertigsuppen, Haferschleim, Cornfalkes, Gewürze usw. Und das ist nur das, was sie nicht mehr aufbrauchen werden. Deren Schränke quillen über, ebenso wie unsere hier, denn natürlich haben wir umgehend einen Spaziergang nach unten unternommen und alle für uns brauchbaren Sachen entwendet. Ebenso wie wir in deren Küche waren und Küchenutensilien gemopst haben. Dazu gehört sehr zu Vasias und meiner Freude ein Ofen!

Später kamen die Mädchen von nebenan dann noch mit einigen Tüten voll für uns, mit dem Hinweis, würden Männer eh nicht brauchen. Darin befanden sich etwa 20 verschiedene Duschgels, Shampoos und Conditioner, Nagelackentferner etc. Wir haben jetzt also eine ganze Batterie in unserer Dusche.

Tja, so ist das, wenn Studenten das Haus verlassen...

Samstag, 8. Juni 2013

08.06.2013 - Der nordische Blabär

Und dann noch ein kleines Betthupferl für diejenigen, die „Die dreizehneinhalb Leben des Käpt'n Blaubär“ gelesen haben... 


Oder auch das schöne Lied kennen (wendet euch zwecks Melodie an Elli):

Ein Him- und ein Johannishannisbär,
die gingen Schritt für Schritt
und noch ein Brombär hinterher
und sonst ging keiner mit,
und noch ein Brombär hinterher
und sonst ging keiner mit,

Was man nicht alles so im Tiefkühlregal entdeckt...

Freitag, 7. Juni 2013

07.06.2013 - verboten schönes Lahemaa



Gestern haben ich, gemeinsam mit meiner Familie, einen verboten wunderschönen Teil von Estland entdeckt. Es handelt sich dabei um die Nationalpark Lahemaa, der etwa 60km östlich von Tallinn liegt. Zum Großteil natürlich Wald, da immerhin 50% von Estland mit Wald bedeckt sind, aber auch wunderschöne Küsten und Steine. Dazu sollte ich wohl sagen, dass in Estland überall Steine herumliegen, und der Nationalpark ist die „steinreichste“ Gegend. Wir suchten uns also eine Strecke von 15km aus, da wir ja alle noch fit sind und das Wetter genießen wollten. Der Weg sollte lange der Küste entlangführen und am Ende durch den Wald zurück. Übrigens fand ich dort dieses aparte Vogelhäuschen, dass den kleinen Designer in mir wieder weckte…

 
Wir fuhren also zur Touristeninformation, bei der wir als erstes auf Deutsche trafen. Unglaublich, da wohnt man schon so weit weg von Deutschland und dann trifft man die als erstes. Als hätten wir eine Nase dafür… Uns wurde jedenfalls eine schöne Strecke empfohlen, wir fuhren zu einem Parkplatz und begannen die Wanderung.

Zu Beginn sahen wir noch viele Menschen, je weiter wir kamen, desto weniger Menschen trafen wir auch. Durch den Hang nicht permanent auf dem Weg bleiben zu wollen, sondern das Meer zu spüren, gingen wir immer schön nahe am Wasser entlang – und standen auf einmal vor Wasser. Zwar hätten wir zurück gehen können, aber das ist ja langweilig, denn zufällig führte auch ein etwas beschwerlicherer Weg über ein paar Steine zum Ufer zurück. Die Kletterarbeit wurde dann auch unterschiedlich gut bewältigt, während vier von uns mit trockenen Füßen ankamen, meinte Frank, er müsse seine Füße im Meer waschen – selbstverständlich mit Socken und Schuhen. Bei der Gelegenheit fielen ihm dann auch die Löcher in seinen Turnschuhen auf. 



Macht alles nichts, war ja warm. Also wrang Frank seine Socken aus und wir bekletterten die Steine, die da herumlagen. Fazit: Meine Schuhe sind dafür nicht geeignet. Gummisohle mit Sandbeschichtung eignet sich nicht zum Erklimmen stilvoller Steine.



Dafür schleppte ich danach einen halben Sandkasten mit mir herum, leerte ihn hin und wieder aus und genoss die Natur. Meine Mutter erkannte den kühlenden Faktor des Meeres, nachdem sie sich den Fuß umknickte, was uns alle zu einer Pause überredete. Dabei wurde auch der ein oder andere Stein mit Hilfe von Pollenstaub, der sich im Meer zu einer gelben Masse versammelt hatte verschönert…




Nach etwa drei Stunden standen wir auf dem nördlichsten Teil des Nationalparks und waren zu 270° mit Wasser umgeben. Dort schlief ich dann auch von dem Meeresrauschen und der warmen Sonne ein…
…und als ich aufwachte, bekam ich mitgeteilt, dass wir erst drei Kilometer geschafft hätten. Also keine 15km Tour heute. Macht doch nichts. Also nahmen wir den Weg quer durch den Wald zurück, kämpften gegen eine feindliche Übermacht aus Mücken und erreichten das Auto auch irgendwann. Die Rückfahrt fing ebenfalls mit der Jagd auf die blinden Passagiere an, die sich nicht nur nach Tallinn bringen lassen wollten, nein sie wollten sich auch noch auf Kosten unseres ernähren. Und nervten mit einem hohen Sirrton beim Schlafen. 

Am Abend im Hostel feierten Frank und ich dann Greg, der gestern seine Masterarbeit mit Bestnote bestanden hat.