Mark und ich hatten die Idee, ein Fotomuseum zu besuchen.
Wir verabredeten uns für heute, 10 Uhr
Aufbruch vom Hostel und fragten ein wenig herum und... keiner außer
Frank wollte mitgehen, weil das „viel zu früh“ sei. Jaja, die faulen Erasmus
Studenten...
Wir brachen selbstverständlich trotzdem auf, wir sind ja
hier um uns kulturell zu bilden. Bevor wir jedoch das Museum ansteuerten,
machten wir auf meinen Wunsch hin noch einen ausgiebigen Spaziergang durch
einen Park, bei dem wir durch Zufall den Sitz des estnischen Präsidenten
entdeckten und die dazugehörigen absolut niedlichen Wachen in dunklen
Uniformen. Wir genossen die ersten Anzeichen des Frühlings, ganz besonders Mark
geriet außer Rand und Band, als er eine grüne Pflanze entdeckte. Die Chance
dafür ist in etwa so hoch wie ein vierblättriges Kleeblatt zu finden.
Außerdem
schlitterten wir auf dem letzten Eis, beobachteten Kohlmeisen, und hatten viel
Spaß beim Quatschbilder machen. Außerdem besichtigten wir einige Denkmäler,
bevor wir zum Museum aufbrachen. So zum Beispiel das unten abgebildete, das den
Geschichtenschreiber F.R. Kreutzwald zeigt, der die Hauptquelle für alte
Geschichten ist und über den ich in meinem Essay schreibe. Außerdem spazierten
wir am Meer entlang, wir können ja die schöne Zeit nicht einfach so
verstreichen lassen!
Mithilfe eines Busses kamen wir dann zum Citycenter, genauer
gesagt zum Museum. Es ist im alten Tallinner Verlies untergebracht, direkt am
Hauptplatz. Es ist sehr verwinkelt, besonders die Treppenführung nötigte mir
einigen Respekt ab.
Aber auch die Ausstellungsstücke selbst zeigten viel über
Tallinn, auch einige Anekdoten waren zu lesen, oder eben zu sehen, wie in dem
folgenden Bild. Man beachte dabei, dass es im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert
kein Photoshop gab, und trotzdem haben die Brüder Hans und Jaan Kristin (beide
bedeutende Fotografen Estlands) zu dieser Zeit Aprilscherzkarten hergestellt.
In mühevoller Kleinarbeit wurden sie aus zwei verschiedenen Bildern
zusammengeschnitten und dann wieder abfotografiert, aber so gut, dass es mir
erst nicht aufgefallen ist, dass da was nicht stimmt.
Ach ja, zum Thema schöne Zeit… Als ich anfing zu schreiben
war es nur bewölkt draußen. Jetzt schneit es wie verrückt, seit etwa einer
halben Stunde, ein Blick auf den Kalender bestätigte mir, dass wir bereits
April haben.
Trotzdem sind alle Bäume noch tot, braun, nichts grünes in
Sicht. Zwar ist Tallinn im Schnee eine wunderschöne Stadt, aber im Moment kann
man das nicht so pauschal sagen. Viele hatten Besuch über Ostern, die ein wenig
enttäuscht von der viel gerühmten Stadt waren, vor allem weil sie so völlig
ohne Pflanzen ist im Moment. Falsch!
Wie Mark berichtete ist es beinahe unmöglich Fotos von
Gebäuden zu machen, ohne das Bäume darauf sind. Es fällt einem nur nicht auf,
weil die Bäume im Moment eher Skelette sind, aber im Sommer muss die Stadt
wahnsinnig grün sein.
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