Nachdem jetzt der letzte Kram in der Uni beseitigt ist und
ich mich voll auf meine Freizeit konzentrieren kann, ist es freundlicherweise
so warm, dass ich in Rock und T-Shirt und Sandalen rausgehen kann. Außerdem ist
meine Mutter in familiärer Begleitung angereist und schaut sich alle Ecken hier
um Tallinn mal so an. Heute möchte sie gerne meine geliebte Wohnung und die Uni
besichtigen und meine Mitbewohnerinnen sind vor Schreck an den Strand gefahren,
um nicht auf sie zu treffen. Das heute 25°C und Sonnenschein ist, hat ja eher
nichts damit zu tun...
Außerdem haben wir die Bettdecken zusammengefaltet und
nutzen nur die Bezüge zum Schlafen. Ist immer noch warm, da unsere Wohnung
nicht nur den halben Tag von der Sonne bestrahlt wird, sondern auch direkt unter
dem Wellblechdach liegt, dass den Effekt der Sonne deutlich verstärkt.
Da wäre mal so ein Beispiel der Sonne...
Wenn ich dagegen so Berichte aus Deutschland höre und lese,
kann ich gar nicht glauben, dass es da so nass und kalt sein soll. In meiner
Vorstellung war Estland irgendwie immer kälter als Deutschland... Langsam
glaube ich aber, dass das Wetter hier trotz der Meeresnähe sehr viel stabiler
ist, denn wenn sich das Wetter entschieden hat, dann bleibt das auch längere
Zeit so. Von wenigen kurzen Regengüssen abgesehen, haben wir seit Wochen
schönes Wetter, dass zu Grillen, Strand besuchen und faul rumliegen einfach
geeignet ist. Was wir dann auch fleißig machen.
Sportarten wie „Extreme-sitting“ und „Leistungssonnenbaden“
haben hier in Estland Einzug gehalten. Und kalt duschen.
Im Moment genießen wir die Zeit hier einfach, kochen
gemütlich, planen weitere Trips (drei Wochen habe ich noch), gehen noch mal
schöne Ecken besuchen und haben viele Verabschiedungsfeiern. Wenn ich gehe,
sind nur noch wenige Studenten hier, da viele es nicht erwarten können, nach
Hause zu reisen. Verstehe ich nicht, jetzt wird es doch so richtig schön
hier...
Außerdem fällt mir immer wieder auf, wie sehr ich mich an
das Leben hier gewöhnt habe. Denn als Mama mich samstags fragte, ob sie mir
etwas mitbringen solle, was sie noch zu Ladenöffnungszeiten besorgen müsste,
habe ich ernsthaft gedacht, dass das doch noch einen Tag Zeit hat. Hier sind
die Geschäfte ja immer offen. Mir ist erst 24 Stunden später aufgefallen, dass
das in Deutschland ja nicht so ist.
Außerdem habe ich ein Wort vermisst. Es hat zwei Tage
gedauert, bis mir das deutsche Wort (diplomatisch) wieder eingefallen ist.
Jaja, wie Gesa schon sagte, mein deutsch leidet hier...
Aber ich bin nicht die einzige, denn Frank redete gestern
fröhlich von den „zwei Meinungen“ die ein Wort haben kann, ich war ziemlich
irritiert und habe dann irgendwann verstanden, dass er es aus dem Englischen
falsch zurückübersetzt hatte: „two meanings“.
Auch schön war heute Morgen die Diskussion am
Frühstückstisch, als Greg erzählte, dass er ein Eichhörnchen gesehen hat. Frank
meinte darauf, er solle das nicht anfassen, weil es viele „Pestizide“ hätte.
Greg und ich haben dann dumm geguckt und das ganze durch „Parasiten“ ersetzt.
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