Gestern war ein sehr langer Tag.
Morgens verließ Greg die Wohnung, um das Auto abzuholen und sammelte
uns und später noch zwei ungarische Mädchen ein. Dann verließen
wir Tallinn in östlicher Richtung. Der Plan beinhaltete mehrere
Zwischenstationen, bis wir dann am Ende in Narva, der östlichsten
Stadt Estlands, direkt an der russischen Grenze landeten.
Doch bis wir dort waren, warteten noch
unglaubliche Plätze Estlands auf uns.
Zuerst fuhren wir zu einem alten
Herrenhaus, von denen es hier unglaublich viele gibt. Mit insgesamt
21 Zimmern (Herrenzimmer, Damenzimmer, Kinderzimmer, kleiner Salon,
großer Salon, blauer Salon Empfangssaal, Dienerzimmer, etc.) war das
ganze doch recht beeindruckend und dadurch, dass ein Plan mit
Beschreibungen in deutscher Sprache vorhanden war, fiel es mir zu,
den anderen die entsprechenden Infos zu übersetzen. Amüsiert haben
wir uns vor allem über die örtlichen Sagen, oder sagen wir
Geschichten. Das Haus war in Herren- und Damenhäfte eingeteilt. Wenn
also der Hausherr sein eheliches Recht einfordern wollte, musste er
das gesamte Haus durchqueren. Die Vorschrift besagte dann, dass er
seine Schlafmütze auf das Bett der Frau werfen musste. Warf die Dame
des Hauses diese zu ihm zurück, musste er sich wieder zurückziehen.
Durfte die Mütze bleiben, dufte auch er bleiben. (Es stand relativ
genau so in dem Führer)
Ein wenig unglaubwürdiger war die
Geschichte, dass der Hausherr zum Geburtstag seiner Frau einen See
über Nacht im Garten hat graben lassen. Zu diesem Zwecke hatte er
die Hufe der Pferde mit Tüchern umwickeln lassen, damit sie ihn Ruhe
schlafen kann. Der See ist 6m tief und etwa 70 breit, für eine Nacht
fanden wir das etwas viel. Wie auch immer, er hat die Form eines
Unendlichkeitszeichens, mit der der Hausherr seiner Gattin seine
unendliche Liebe ausdrücken wollte.
Außerdem gingen wir in das angrenzende
Holzmuseum und waren mit viel Ernst bei der Sache...
Danach ging die Fahrt weiter an das
andere Ende von Lahemaa. Dort besichtigten wir eine alte
Verteidigungsfestung am östlichsten Punkt von Lahemaa, wie immer
direkt am Meer. Inzwischen sind nur noch Ruinen vorhanden, aber an
einem so idyllischen Punkt gelegen, dass wir beschlossen, dort unsere
Brote zu verspeisen. Die Festung war verwinkelt, mit viel Unkraut
umgeben und ein perfekter Klettergarten, der leider auch zur Folge
hatte, dass mein Knie jetzt blau ist und Treppen steigen eher
schmerzt. Ziemlich blöd, wenn man im fünften Stock wohnt.
Nach diesem wunderschönen Ort fuhren
wir weiter nach Rakvere, um dort eine andere Festung zu besichtigen.
Irgendwie war es der Tag der Schlösser und Burgen... Da diese leider
vom Eintritt her unser Budget überschritt, wanderten wir außen
herum, genossen die Aussicht und trafen einige Ziegen. Dann machte
wir uns auf den Weg ins Stadtcenter (kaum drin ist man wieder
draußen) und wanderten ein wenig herum. Da Rakvere außer der Burg
nicht viel zu bieten hat, dauerte das nicht allzu lange. Erschwerend
kam auch hinzu, dass wir hier von einem Regenguss überrascht wurden.
Die letzte Etappe führte uns dann nach
Narva. Hier geriet Greg ein wenig aus der Fassung, da die Stadt so
miserabel beschildert ist, dass wir das Stadtcenter nicht auf Anhieb
finden konnten. Dafür aber eine wunderschöne rote
russisch-orthodoxe Kirche. Also stellten wir irgendwann das Auto weg
und gingen zu Fuß. Da stoßen wir – wer hätte es gedacht – auf
eine Festung, die unmittelbar neben dem Grenzübergang zu Russland
liegt. Vorbei an der langen Schlange Menschen, die nach Russland
wollten, an dem eingezäunten Gebiet und einer Baustelle gingen wir
dorthin- und schauten von der Festung aus über den Fluss auf
Russland. Das war schon irgendwie lustig. Denn auf der anderen Seite
war ebenfalls eine Festung.
Dann spazierten wir noch ein wenig
herum, schauten uns noch das Rathaus und andere interessante Stellen
an und fuhren am Abend wieder zurück. Als wir an Rakvere
vorbeifuhren, regnete es...
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