Gestern haben ich, gemeinsam mit meiner Familie, einen
verboten wunderschönen Teil von Estland entdeckt. Es handelt sich dabei um die
Nationalpark Lahemaa, der etwa 60km östlich von Tallinn liegt. Zum Großteil
natürlich Wald, da immerhin 50% von Estland mit Wald bedeckt sind, aber auch
wunderschöne Küsten und Steine. Dazu sollte ich wohl sagen, dass in Estland
überall Steine herumliegen, und der Nationalpark ist die „steinreichste“ Gegend.
Wir suchten uns also eine Strecke von 15km aus, da wir ja alle noch fit sind
und das Wetter genießen wollten. Der Weg sollte lange der Küste entlangführen
und am Ende durch den Wald zurück. Übrigens fand ich dort dieses aparte
Vogelhäuschen, dass den kleinen Designer in mir wieder weckte…
Wir fuhren also zur Touristeninformation, bei der wir als
erstes auf Deutsche trafen. Unglaublich, da wohnt man schon so weit weg von
Deutschland und dann trifft man die als erstes. Als hätten wir eine Nase dafür…
Uns wurde jedenfalls eine schöne Strecke empfohlen, wir fuhren zu einem
Parkplatz und begannen die Wanderung.
Zu Beginn sahen wir noch viele Menschen, je weiter wir
kamen, desto weniger Menschen trafen wir auch. Durch den Hang nicht permanent
auf dem Weg bleiben zu wollen, sondern das Meer zu spüren, gingen wir immer
schön nahe am Wasser entlang – und standen auf einmal vor Wasser. Zwar hätten
wir zurück gehen können, aber das ist ja langweilig, denn zufällig führte auch
ein etwas beschwerlicherer Weg über ein paar Steine zum Ufer zurück. Die
Kletterarbeit wurde dann auch unterschiedlich gut bewältigt, während vier von
uns mit trockenen Füßen ankamen, meinte Frank, er müsse seine Füße im Meer
waschen – selbstverständlich mit Socken und Schuhen. Bei der Gelegenheit fielen
ihm dann auch die Löcher in seinen Turnschuhen auf.
Macht alles nichts, war ja warm. Also wrang Frank seine
Socken aus und wir bekletterten die Steine, die da herumlagen. Fazit: Meine
Schuhe sind dafür nicht geeignet. Gummisohle mit Sandbeschichtung eignet sich
nicht zum Erklimmen stilvoller Steine.
Dafür schleppte ich danach einen halben Sandkasten mit mir
herum, leerte ihn hin und wieder aus und genoss die Natur. Meine Mutter
erkannte den kühlenden Faktor des Meeres, nachdem sie sich den Fuß umknickte, was
uns alle zu einer Pause überredete. Dabei wurde auch der ein oder andere Stein
mit Hilfe von Pollenstaub, der sich im Meer zu einer gelben Masse versammelt
hatte verschönert…
Nach etwa drei Stunden standen wir auf dem nördlichsten Teil
des Nationalparks und waren zu 270° mit Wasser umgeben. Dort schlief ich dann
auch von dem Meeresrauschen und der warmen Sonne ein…
…und als ich aufwachte, bekam ich mitgeteilt, dass wir erst
drei Kilometer geschafft hätten. Also keine 15km Tour heute. Macht doch nichts.
Also nahmen wir den Weg quer durch den Wald zurück, kämpften gegen eine
feindliche Übermacht aus Mücken und erreichten das Auto auch irgendwann. Die
Rückfahrt fing ebenfalls mit der Jagd auf die blinden Passagiere an, die sich
nicht nur nach Tallinn bringen lassen wollten, nein sie wollten sich auch noch
auf Kosten unseres ernähren. Und nervten mit einem hohen Sirrton beim Schlafen.
Am Abend im Hostel feierten Frank und ich dann Greg, der
gestern seine Masterarbeit mit Bestnote bestanden hat.
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