Am Sonntag waren hier viele Feiern, besonders auf dem
Vabaduse Väljak. Schließlich war es der Unabhängigkeitstag. Zum Aufhängen der
Flagge und der anschließenden Parade bin ich allerdings nicht gegangen, da das
Ganze früh morgens zum Sonnenaufgang anfing und da kein Bus hinfährt, hätte ich
7 km hinlaufen müssen – nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung an einem
Sonntagmorgen um 5 Uhr. Schande über mich! Später war ich aber trotzdem da,
habe also trotzdem ein bisschen mitbekommen. Von meiner Estnischlehrerin habe
ich dann auch erfahren, dass sie auch noch nie dagewesen ist, weil das vielen
Esten zu früh ist.
Den Abend haben wir dann mit einer schönen Runde Bowlen
gefeiert, ich habe mit Abstand gegen alle verloren. Dabei habe ich dann nette
Esten kennengelernt, die alle besser bowlen als ich.
Seit gestern kann ich dann auch auf Estnisch zählen, nach
einer Telefonnummer fragen (nur für den Fall...), meine aufsagen: viiskümmend
kaheksa, kakssada kaks, kolmsada üheksakümmend neli.
Ich muss das allerdings noch richtig üben, habe auch schon
mit einem französischen Student überlegt, dass wir zusammen zu lernen. Das kann
ja was geben. Immerhin kann ich theoretisch bis eine „miljard“ zählen.
Praktisch fehlen mir da immer so ein paar Worte... Scheint so, als müsste ich
arbeiten.
Dafür kann ich fließend in Spanisch zählen, was ja immerhin
ein paar mehr Menschen auf der Welt sprechen.
Heute war ich einkaufen, dabei ist Frank und mir etwas sehr
Interessantes aufgefallen. Auf dem Bild sieht man eine „Tere hommikust kurk“,
eine „Guten Morgen Gurke“. Ich finde diese Portionierung schon irgendwie sehr
lustig. Meine Mitbewohnerinnen, die es nicht mögen, als „three greek girls“
bezeichnet zu werden und hiermit offiziell als Vasia, Marilena und Maria
vorgestellt werden, haben mich lauthals ausgelacht, als ich das Foto gemacht
habe und gefragt, ob ich das Ding wirklich essen will. Ich gebe zu, durch das
Glas sieht die Gurke etwas merkwürdig aus.
Bei der Gelegenheit: Ich bin ja in den fünften Stock
umgezogen. An sich ist das ja sehr schön hier mit den Mädchen, aber die
TREPPEN. Das ist mit einem Rucksack voll Einkäufe und einer Tüte voll frisch
gewaschener Wäsche fast nicht mehr zu machen, auch wenn ich jetzt fast
regelmäßig in das Sportcenter gehe und mit anderen Mädchen zur Musik rumhüpfe,
letztes Mal hatten wir noch Hanteltraining dabei. Am Ende ist dann immer eine
langsame Entspannungs- und Muskelaufbauübung, weswegen ich heute immensen
Muskelkater habe. Aber da bin ich in guter Gesellschaft, meine Mitbewohnerin
klagt auch schon deswegen.
Naja, dafür muss ich aber sagen, ich habe sie beim Kochen
auch sehr ausgelacht, denn wie schon ein- oder zweimal erwähnt, fehlen hier
manchmal die richtigen Kochtopfdeckel oder sonstiger Zubehör. Daher kam dann
das folgende Bild zustande, auf dem man sieht, wie Hühnchen in einer sehr
geruchsintensiven Variante innerhalb von zwei Stunden in unserer Studentenküche
erstellt wurde. Die Pfanne war in dieser Zeit für mich belegt, da musste ich
halt Brot mit Käse und Gurke essen...
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