Ich hatte gerade eine sehr lustige Erfahrung. Heute
Nachmittag wurde ich von einer Finnin, die ich hier kennengelernt habe,
angesprochen, ob ich Lust hätte, ins Kino zu gehen. Na klar! Im sozialen
Netzwerk, auch unter dem Namen “Facebook“ bekannt, veröffentlichte ich sofort
eine Anzeige, was der grobe Plan für den Abend sein sollte und wann wir
loswollten. So waren wir immerhin sieben Leute, als wir uns nach einer großen
Pizza, die sorgfältig aus dem unverständlichen Programm ausgewählt wurde („Is
that vegetarian?“ „…“ „Ähm… Pizza
Margherita???“- an dieser Stelle: hier heißt es „pitsa“) in dem „Coca-Cola-Plaza“ trafen. Das
System hier ist irgendwie lustig, man hat so
etwas ähnliches wie einen Kassenbon und geht damit durch eine Schranke. Außerdem
überlegte ich, mir eine Portion Popcorn zu kaufen, unterließ es jedoch, weil
Mark (Ungar) selig futternd mir ein wenig anbot, was ich fast wieder
ausgespuckt habe. Da erwartet man schon
süßes Popcorn als Nachtisch und bekommt statt dessen völlig versalzenes! Als
ich daraufhin meine Verwunderung kundtat, stieß ich auf völliges Unverständnis
der anderen anwesenden Europäer. Es scheint so, dass Popcorn überall salzig
ist, nur in Deutschland und –man höre und staune- in China nicht.
Nachdem auch dieser Kulturschock überwunden war, nahmen wir
gemeinsam Platz im Kino, um „Django“ zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern,
jemals in einem nicht-deutschen Film im Kino gewesen zu sein, dachte aber, dass
Englisch ja gar nicht so schlimm sein kann. War es auch nicht. Was mich
definitiv zum Lachen reizte, war die Verwendung
von zwei Untertiteln, Russisch und Estnisch. Verstand man das Englisch nicht so
einwandfrei waren die beiden Titel unten keine besonders große Hilfe... Da in
dem Film zum Teil auch noch Deutsch gesprochen wurde, gesellten sich auch noch
englische Untertitel hinzu, dann war so viel Text zu sehen, dass das untere
Drittel der Leinwand voll mit Text war. Aber dann hab ich ja zum Glück
verstanden, was gesprochen wird.
Mit dem letzten Bus um fünf nach 12 ging es dann in der
Dunkelheit Richtung Hostel zurück. Ein Tipp an alle, die herkommen wollen: Wer
eine Jacke ohne Reflektoren hat, sollte entweder einen mitbringen oder mir
Bescheid sagen, denn wer keinen hat, darf einen von der „Politsei“ kaufen- für
schlappe 50 Euro (Hier übrigens E-U-RO ausgesprochen, also E und U getrennt).
Ich mag dieses Hostel sehr gerne, über den Werdegang meines
Kücheninventars hatte ich ja schon mal berichtet. Aktueller Stand: ca. 10
Gläser, 3 Teller, ein scharfes und ein unscharfes Messer, ein neuer Löffel,
eine Käsereibe und ein schöner roter kleiner Topf mit geradem Boden UND Deckel.
Letzterer hat geradezu nach mir geschrien als ich ein Ei kochen wollte. Ich
glaube, die Vorbesitzer vermissen ihn nicht besonders, da sie neu waren und
noch nicht wussten, was so in der Küche sein kann…
Auch eine schöne Sache, für die ich Sprachschwierigkeiten
manchmal liebe: Ich hatte mir Tortellini mit Sauce gekocht und wollte nicht
allein essen. Beim wandern über den Flur traf ich Mark, mit dem ich mich kurz
unterhielt und ihm mein Problem schilderte. Er fragte daraufhin, ob mein Essen „mobil“
sei. Nach einem kurzen Lachanfall hab ich ihm mein Geschirr in die Hand
gedrückt und bin mit ihm in seine Küche essen gegangen. Zurück kam ich mit dem
besagten Löffel mehr, denn den hatte ich in meiner Wohnung vergessen und einen
zur Verfügung gestellt bekommen und den hinterher einkassiert.
Selbstverständlich wird er hier artgerecht behandelt und hat besonders viele
Gabeln um sich herum, die immer wieder aus dem Nichts auftauchen. Es ist eine
tägliche Überraschung, was alles in der Küche ist oder eben nicht mehr ist.
Wer sich ein wenig über dieses Land informiert hat, weiß
vielleicht, das Saunieren hier so etwas wie der Nationalsport ist. Also gibt es
hier für Studenten häufiger mal Sauna-Partys, die wie der Name schon sagt in
der Sauna stattfinden. Gestern Abend war so eine Party, es waren etwa 35 Leute
da, die Sauna hatte 4 qm, von denen einer mit der Feuerstelle besetzt war. Also
drei Quadratmeter, auf denen man Menschen unterbringen kann… Wir haben
festgestellt, dass 20 Leute auf 3 qm locker Platz finden, vermutlich wären noch
mehr reingegangen, aber irgendwie sollten ja auch alle auf die Fotos. Ich habe
bisher leider keins bekommen, sonst hätte ich euch das gezeigt. Danach gab es
natürlich immer allgemeines Gehüpfe in den kalten Pool, einer sprang dabei
etwas zu hoch. Ihm ist fast nichts passiert (Schürfwunde und blauer Fleck), die
Decke hatte ein schönes Loch.
Nach der mehrfachen Benutzung der Sauna gingen wir dann zum
Party-Teil über, da ja alle in Badekleidung waren und da lauter kleine Tische
herumstanden, war der gedankliche Schritt zum Tabledance nicht so weit. Wir
machten einen kleinen Wettbewerb daraus, den zwei Jungs gegen Zsuzsi und mich
leider, leider gewannen. Am Ende waren nur noch wenige ERASMUS-Studenten übrig,
sodass wir viel Platz hatten. Der Abend war sehr schön und sehr lustig und
endete mit der intensiven Suche nach dem billigsten Taxi, für das wir nur 4,60
Euro zurück zum Hostel zahlen mussten – ein neuer Rekord! Hier ist das Phänomen
„Nachtbus“ leider unbekannt, sodass zwischen 12 und 6 kein Bus fährt.
Dorothee, ich muss mit dir schimpfen, wie kannst du nun auch anfangen einfach irgendwo Dinge zu klauen. :-) Schön, dass es dir sooooooo gut geht und du so tolle Geschichten schreibst. :-*
AntwortenLöschenDer Topf hat ständig "Dorooooo, Doroooo" gerufen, ich konnte ihn doch nicht alleine lassen. Außerdem passt er farblich so hervorragend zu meinem Mantel und zu den Tomatensaucenflecken in der Küche...
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