Samstag, 16. Februar 2013

17.02.2013 - Party, Popcorn, Pizza



Ich hatte gerade eine sehr lustige Erfahrung. Heute Nachmittag wurde ich von einer Finnin, die ich hier kennengelernt habe, angesprochen, ob ich Lust hätte, ins Kino zu gehen. Na klar! Im sozialen Netzwerk, auch unter dem Namen “Facebook“ bekannt, veröffentlichte ich sofort eine Anzeige, was der grobe Plan für den Abend sein sollte und wann wir loswollten. So waren wir immerhin sieben Leute, als wir uns nach einer großen Pizza, die sorgfältig aus dem unverständlichen Programm ausgewählt wurde („Is that vegetarian?“ „…“ „Ähm… Pizza Margherita???“- an dieser Stelle: hier heißt es „pitsa“)  in dem „Coca-Cola-Plaza“ trafen. Das System hier ist irgendwie lustig, man hat so  etwas ähnliches wie einen Kassenbon und geht damit durch eine Schranke. Außerdem überlegte ich, mir eine Portion Popcorn zu kaufen, unterließ es jedoch, weil Mark (Ungar) selig futternd mir ein wenig anbot, was ich fast wieder ausgespuckt habe.  Da erwartet man schon süßes Popcorn als Nachtisch und bekommt statt dessen völlig versalzenes! Als ich daraufhin meine Verwunderung kundtat, stieß ich auf völliges Unverständnis der anderen anwesenden Europäer. Es scheint so, dass Popcorn überall salzig ist, nur in Deutschland und –man höre und staune- in China nicht.

Nachdem auch dieser Kulturschock überwunden war, nahmen wir gemeinsam Platz im Kino, um „Django“ zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem nicht-deutschen Film im Kino gewesen zu sein, dachte aber, dass Englisch ja gar nicht so schlimm sein kann. War es auch nicht. Was mich definitiv zum Lachen reizte, war  die Verwendung von zwei Untertiteln, Russisch und Estnisch. Verstand man das Englisch nicht so einwandfrei waren die beiden Titel unten keine besonders große Hilfe... Da in dem Film zum Teil auch noch Deutsch gesprochen wurde, gesellten sich auch noch englische Untertitel hinzu, dann war so viel Text zu sehen, dass das untere Drittel der Leinwand voll mit Text war. Aber dann hab ich ja zum Glück verstanden, was gesprochen wird.

Mit dem letzten Bus um fünf nach 12 ging es dann in der Dunkelheit Richtung Hostel zurück. Ein Tipp an alle, die herkommen wollen: Wer eine Jacke ohne Reflektoren hat, sollte entweder einen mitbringen oder mir Bescheid sagen, denn wer keinen hat, darf einen von der „Politsei“ kaufen- für schlappe 50 Euro (Hier übrigens E-U-RO ausgesprochen, also E und U getrennt).

Ich mag dieses Hostel sehr gerne, über den Werdegang meines Kücheninventars hatte ich ja schon mal berichtet. Aktueller Stand: ca. 10 Gläser, 3 Teller, ein scharfes und ein unscharfes Messer, ein neuer Löffel, eine Käsereibe und ein schöner roter kleiner Topf mit geradem Boden UND Deckel. Letzterer hat geradezu nach mir geschrien als ich ein Ei kochen wollte. Ich glaube, die Vorbesitzer vermissen ihn nicht besonders, da sie neu waren und noch nicht wussten, was so in der Küche sein kann…

Auch eine schöne Sache, für die ich Sprachschwierigkeiten manchmal liebe: Ich hatte mir Tortellini mit Sauce gekocht und wollte nicht allein essen. Beim wandern über den Flur traf ich Mark, mit dem ich mich kurz unterhielt und ihm mein Problem schilderte. Er fragte daraufhin, ob mein Essen „mobil“ sei. Nach einem kurzen Lachanfall hab ich ihm mein Geschirr in die Hand gedrückt und bin mit ihm in seine Küche essen gegangen. Zurück kam ich mit dem besagten Löffel mehr, denn den hatte ich in meiner Wohnung vergessen und einen zur Verfügung gestellt bekommen und den hinterher einkassiert. Selbstverständlich wird er hier artgerecht behandelt und hat besonders viele Gabeln um sich herum, die immer wieder aus dem Nichts auftauchen. Es ist eine tägliche Überraschung, was alles in der Küche ist oder eben nicht mehr ist.

Wer sich ein wenig über dieses Land informiert hat, weiß vielleicht, das Saunieren hier so etwas wie der Nationalsport ist. Also gibt es hier für Studenten häufiger mal Sauna-Partys, die wie der Name schon sagt in der Sauna stattfinden. Gestern Abend war so eine Party, es waren etwa 35 Leute da, die Sauna hatte 4 qm, von denen einer mit der Feuerstelle besetzt war. Also drei Quadratmeter, auf denen man Menschen unterbringen kann… Wir haben festgestellt, dass 20 Leute auf 3 qm locker Platz finden, vermutlich wären noch mehr reingegangen, aber irgendwie sollten ja auch alle auf die Fotos. Ich habe bisher leider keins bekommen, sonst hätte ich euch das gezeigt. Danach gab es natürlich immer allgemeines Gehüpfe in den kalten Pool, einer sprang dabei etwas zu hoch. Ihm ist fast nichts passiert (Schürfwunde und blauer Fleck), die Decke hatte ein schönes Loch.

Nach der mehrfachen Benutzung der Sauna gingen wir dann zum Party-Teil über, da ja alle in Badekleidung waren und da lauter kleine Tische herumstanden, war der gedankliche Schritt zum Tabledance nicht so weit. Wir machten einen kleinen Wettbewerb daraus, den zwei Jungs gegen Zsuzsi und mich leider, leider gewannen. Am Ende waren nur noch wenige ERASMUS-Studenten übrig, sodass wir viel Platz hatten. Der Abend war sehr schön und sehr lustig und endete mit der intensiven Suche nach dem billigsten Taxi, für das wir nur 4,60 Euro zurück zum Hostel zahlen mussten – ein neuer Rekord! Hier ist das Phänomen „Nachtbus“ leider unbekannt, sodass zwischen 12 und 6 kein Bus fährt.


2 Kommentare:

  1. Dorothee, ich muss mit dir schimpfen, wie kannst du nun auch anfangen einfach irgendwo Dinge zu klauen. :-) Schön, dass es dir sooooooo gut geht und du so tolle Geschichten schreibst. :-*

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  2. Der Topf hat ständig "Dorooooo, Doroooo" gerufen, ich konnte ihn doch nicht alleine lassen. Außerdem passt er farblich so hervorragend zu meinem Mantel und zu den Tomatensaucenflecken in der Küche...

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