Ich habe gerade meine zweite Woche hier in Tallinn
vollendet, mein Stundenplan ist nun festgelegt, es hat den ganzen Tag
geschneit, ich war auf der Polizeistation um meine Aufenthaltsgenehmigung für
die nächsten Jahre endgültig zu beantragen und habe bei der Gelegenheit ein
wirklich grauenvolles Foto von mir geschossen. Das funktioniert hier nämlich
alles digital, man muss sich erst registrieren, indem man einen Wohnungsvertrag
vorlegt und den bisherigen Pass vorzeigt, sodass die Angaben übernommen werden
können. Zwei Tage danach weiß dann auch die Polizei (hier: politsei) davon,
dann muss man dahin, wie an der Wursttheke eine Nummer ziehen, lange warten und
während man wartet, geht man in so einen Fotofixautomaten und darf drei Fotos
schießen, die dem Computer digital übermittelt werden. Da ich pünktlich zu
heute einen tollen Pickel am Kinn hatte, die Brille absetzen musste und müde
Augen hatte, sah das Bild auch
entsprechend aus…. Achso, und biometrisch war das auch noch. Nur um euch zu amüsieren, werde ich davon ein
Foto hochladen, wenn ich das Ding in den Händen halte. Und vielleicht auch noch von allen anderen
Karten, die mein Portemonnaie einfach so bevölkern.
Angelehnt an das Wort „politsei“, das ja schon echt verboten
aussieht, gibt es hier auch den Monat „Märts“, in dem ich für fünf Tage nach
Lappland fahren werde. Das Ganze wird organisiert von der Vereinigung „ESN“
(Erasmus Student Network) organisiert, für die ich selbstverständlich auch eine
Mitgliedskarte habe.
Auch bin ich ein Fan von dem Wort „ekvaator“, was das heißt,
könnt ihr hoffentlich selbst erraten. Generell gibt es hier viele „ekstravagantne“
Wörter, die wunderschöne Buchstabenkombinationen aufweisen, die manchmal einen
ganz schönen Lachanfall verursachen.
Vor
ein paar Tagen hatten wir hier einen Kochparty. Gekocht wurde von
intalienischen Studenten und zwar Spaghetti Carbonara. Dabei waren etwa 30
Leute in und um unsere kleine Küche anwesend und haben mit Begeisterung alles
verspeist, was in den Bauch ging. Dabei haben einige unserer Teller den Weg in
unsere Küche nicht mehr gefunden, weswegen wir jetzt noch einen einsamen
Suppenteller und zwei stolze flache Teller besitzen. Dafür aber mindestens zwei
Gläser mehr. Auch unser bisher umfangreicher Gabelbestand wurde drastisch
reduziert. Wäre ja alles nicht so schlimm, aber unsere italienischen Studenten
haben festgestellt, dass man ein Nudelsieb besser nicht auf eine noch
funktionierende Kochplatte stellt...
Innerhalb von Sekunden lehrte sich die
Küche und unter jedem Rauchmelder stand ein Student und wedelte den Rauch weg.
Auch kam ein kräftiger Wind auf, verursacht durch offene Fenster. Man möge uns
verzeihen, dass wir Energieverschwendung betrieben haben, da die Heizung (Stufe
5) noch lief. Es ist kalt draußen.
Beendet
wurde die Party übrigens plötzlich mitten in der Nacht von zwei Securityguys.
Dafür
war das Wetter am nächsten Morgen wunderschön, es schneite die ganze Zeit und
dadurch sieht das hier aus wie im Winterwunderland. Dicke Flocken, weiße Wege
und der richtige „knirsch“ unter den Füßen. Blöd nur wenn man vergessen hat,
die dicken Schuhe anzuziehen... Dann wird das ganze zu einer Rutschpartie, weil
hier lediglich der Schnee von der Eisschicht gekratzt wird, der könnte ja
jemanden stören... Daher liegen hier überall riesige Haufen von dreckigem
Schnee rum, davor steht oft auch ein Männchen, was krampfhaft versucht, den
Haufen etwas höher zu gestalten. Meist wird ein breiter daraus.Auf
dem Schneefoto sieht man den Blick aus
Franks Fenster, der schöne Blick mit den
Äpfeln in den Fenstern ist aus meinem Raum.
Im
Moment bin ich am Packen, da ich morgen zu dem ersten Trip aufbreche, der geht
nach Südestland, wer die Verhältnisse hier nicht kennt: etwa 250km bis zur
Grenze in den Süden. Der Bus geht um acht, definitiv keine studentenfreundliche
Zeit. Daher: Gute Nacht, oder head ööd!
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