Anfang der Woche bin ich im Haus umgezogen und muss jetzt
eine Etage höher steigen als vorher. Jetzt lebe ich im fünften Stock, was in
Deutschland der vierte wäre und habe drei nette Griechinnen als
Mitbewohnerinnen. Die Wohnung ist auf der anderen Seite des Gebäudes, wodurch
ich zuerst enorme Probleme hatte, denn alles, aber auch alles ist hier
gespiegelt. Bisher wohnte ich in
Jetzt wohne ich in
Die Straße hat sich nicht geändert. Dafür, dass ich immer
höher klettern muss, habe ich jetzt fantastischen Ausblick auf die Eiszapfen,
die gegenüber am Gebäude hängen und durchaus eindrucksvoll sind. Ein Nachteil
allerdings ist, dass der Flur hier am Montag sauber gemacht wird, die vierte
Etage wurde immer Donnerstags gemacht. Für mich bedeutet das, dass ich nur
aufstehen muss, weil das Zimmer sauber gemacht wird, obwohl ich frei habe,
vorher war ich eh nie da, weil ich Unterricht hatte.
Am Donnerstag bin ich nach meiner Spanisch-Stunde in die
Innenstadt gefahren und habe nach nur fünf Minuten Wartezeit (normal sind 60)
meine ID-Card entgegengenommen. Jetzt bin ich offizieller Bürger von Tallinn!
Damit darf ich die öffentlichen Transportmittel umsonst benutzen, kann endlich
in die Bibliothek und nicht zu vergessen: ich kann jetzt drucken.
Ich habe mal, wie schon angekündigt, ein kleines Foto von
meinen Karten gemacht. Darauf sind von links nach rechts zu sehen: Meine ID,
Studentenkarte, ESN-Karte, zwei Sportkarten, Buskarte und die Karte, um nachts
ins Hostel zu kommen, den Müll wegzubringen, Waschen zu gehen etc.
Als ich das politsei-Gebäude verlassen hatte, rief mich Mark
an, mit dem ich dann eine kleine Shoppingtour unternahm, dabei habe ich
festgestellt, dass es eine Buchhandlung gibt, die viele internationale Bücher
führt. Mein Portemonnaie war leer, der Tag gerettet. Auf dem Rückweg legten wir
uns einen Plan für das Wochenende zurecht, wir wollten den See besuchen, der in
Tallinn liegt und ein wenig spazieren. Schöne Idee, wir fanden also heraus,
welchen Bus wir nehmen mussten und packten heute Morgen noch Frank ein und
fuhren dahin. Dort angekommen stellten wir fest, dass der gesamte See umzäunt
ist. Mist. Aber in Tallinn ist ja nichts weit weg, weswegen wir umgehend
beschlossen, zu anderen Seite der Stadt zu fahren und das Meer zu besichtigen. In
einer Straßenbahn, die äußerst langsam ist, fuhren wir dahin, auf dem Bild kann
man unseren Weg anhand der gelben Linie verfolgen.
Jetzt wissen wir nicht nur,
wo die verschiedenen Straßenbahnen langgurken, dass die Busse viel schneller
sind und dass die Straßenbahnen stinken, sondern auch, wo sich die
Stripteaseclubs und das Rotlichtviertel befinden. Das ist übrigens Franks Finger in seinen neuen Handschuhen, weil die alten für das hiesige Klima ungeeignet waren.
An der Endhaltestelle angekommen, stellten wir fest, dass
dort wirklich keiner außer uns aussteigen will. Das Meer wiederum war sehr
schön, wir machten einige schöne Bilder und genossen die Aussicht, bis vor allem
Frank sagte, dass seine Füße und seine Nase nun genug gefroren hätten. War aber
auch echt kalt heute.
Zurück im Hostel tranken wir Tee, und ich und meine Mitbewohnerinnen
wurden Zeuge eines Naturspektakels, dass ich umgehend fotografieren musste: Wir
sahen erst die Sonne und später dann den Mond!! In meiner bisherigen Zeit habe
ich die Sonne drei Mal gesehen, den Mond noch nie.
Tallinn sah aus, wie mit roter Farbe übergossen, weil die
Sonne gerade unterging.
Morgen ist übrigens der Tag der Unabhängigkeit, 95 Jahre
besteht der Staat jetzt, auch wenn Estland davon etwa 50 Jahre besetzt war.
Daher wird hier wohl morgen kräftig gefeiert, ich denke, ich werde den vabaduse
väljak morgen aufsuchen, den Platz der Freiheit. Heute hing dort schon eine
überdimensionale Flagge mit den Farben von Estland (wer es nicht weiß: blau,
schwarz und weiß) und auf der Uniseite gibt es eine Einladung zum gemeinsamen
Feiern – nur weiß keiner, ob morgens oder abends um 6 Uhr gemeint ist. Ich
tippe auf abends, da danach Biertrinken im Pub angesagt ist, das spricht meiner
Meinung eigentlich für abends, auch wenn viele Studenten anderer Meinung sind.
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